Kamerun: Sensibilisierungswoche zu vernachlässigter Tropenkrankheit Buruli-Ulkus

16.11.2012
Ärzte ohne Grenzen arbeitet seit zehn Jahren daran, die Behandlung von Buruli-Ulkus, einer wenig bekannten Krankheit, zu verbessern.
Tropenkrankheit Buruli Ulkus
MSF Alberto Masias
Kamerun, Kamerun, 16.11.2012: Ähnlich wie Lepra ist auch die Krankheit Buruli Ulkus eindrücklich und kann tödlich verlaufen

Ein Spot und eine Radiosendung von nationaler Reichweite, ein Treffen mit Journalisten und eines mit Medizinstudenten: Médecins Sans Frontières / Ärzte ohne Grenzen (MSF) hat in Kamerun eine Sensibilisierungswoche zur Krankheit Buruli-Ulkus lanciert.

Buruli-Ulkus ist eine der sogenannten vernachlässigten Tropenkrankheiten. Es handelt sich dabei um eine chronische Hautinfektion, die vom Mykobakterium Mycobacterium ulcerans ausgelöst wird. Die Krankheit kann zu massiven Gewebeschäden führen, verursacht grosse Wunden, die nur schwierig vernarben und kann schwere physische Behinderungen an Armen und Beinen hervorrufen.

„Wir wollen mit dieser Kampagne die Aufmerksamkeit auf die Erkennungs- und Behandlungsmethoden der Krankheit lenken. Ausserdem wollen wir die Diskriminierung der Kranken bekämpfen", erklärt Dr. Mitima Djuma, Ärzte ohne Grenzen-Landeskoordinator.

Ärzte ohne Grenzen diagnostiziert und behandelt Buruli-Ulkus seit 2002 zusammen mit dem kamerunischen Ministerium für öffentliche Gesundheit. Bis heute sind in der Stadt und dem Bezirk Akonolinga mehr als 1100 Patienten im eigens von Ärzte ohne Grenzen auf dem Spitalgelände errichteten Pavillon versorgt worden. In den letzten zehn Jahren hat das Hilfswerk die Behandlung der Krankheit erheblich weiterentwickelt.

Eine Krankheit, die erschreckt, aber behandelt werden kann

Ähnlich wie Lepra ist auch die Krankheit Buruli Ulkus eindrücklich und kann tödlich verlaufen. In Kamerun werden die Kranken als verflucht betrachtet und ausgestossen. Diese Vorurteile werden zusätzlich dadurch verstärkt, dass nur beschränkte Erkenntnisse über Buruli-Ulkus vorliegen. Man weiss jedoch, dass Gemeinden entlang von Wasserflächen mit wenig Strömung, wie etwa Teiche, Sumpfgebiete und Seen, am stärksten betroffen sind. Des Weiteren wird vermutet, dass das Mykobakterium von einem Wasserfloh übertragen wird, es gibt aber noch keine gesicherten Erkenntnisse dazu.

Auch über die Entwicklung des Bakteriums im Organismus ist nur wenig bekannt. Ein Patient kann beispielsweise eine Wunde haben, die später an einer anderen Stelle des Körpers wieder erscheint. Sowohl Männer als auch Frauen jeden Alters können erkranken. Am häufigsten tritt die Krankheit aber bei Patienten unter 15 Jahren auf. Da arme, ländliche Gemeinden am meisten betroffen sind, erklärt sich daraus auch der Mangel an Aufmerksamkeit und das Fehlen medizinischer Forschung.

„Es stimmt, dass relativ wenige Personen an Buruli-Ulkus erkranken und ihre Behandlung die Krankheit an sich nicht ausrottet, weil das Mykobakterium in der Natur vorkommt und nicht von Mensch zu Mensch übertragen wird. Dennoch liegt es in unserer Verantwortung, uns um diese völlig vernachlässigten Kranken zu kümmern", sagt Dr. Djuma.

Nebst der Versorgung einiger hundert Patienten pro Jahr hat Ärzte ohne Grenzen auch die Diagnostik und die Behandlung verbessert. Nun liegt die größte Herausforderung darin, die Kameruner zu möglichst frühzeitigen Arztbesuchen zu bewegen, bevor ihre Wunden so schlimm werden, dass lange Spitalaufenthalte oder sogar bedeutende chirurgische Eingriffe nötig werden. Viele Kranke kommen wegen der Irrlehren rund um Buruli-Ulkus erst spät in den Pavillon in Akonolinga. Dort verbessern die modernen Verbände, die Ärzte ohne Grenzen eingeführt und getestet hat, die Narbenbildung. Ein orales Antibiotikum, das ebenfalls eingesetzt wird, ersetzt Injektionen.

Austausch mit der Schweiz

Das Erkennen der Zusammenhänge zwischen HIV/Aids und Buruli-Ulkus ist ein weiterer Fortschritt, zu dem Ärzte ohne Grenzen zusammen mit Genfer Universitätsspitälern beigetragen hat. Unter den erwachsenen Menschen, die von Buruli-Ulkus betroffen sind, kommt HIV fünf- bis sechsmal häufiger vor als im nationalen Durchschnitt in Kamerun. Die koinfizierten Patienten haben schlimmere Wunden und die Rückfallgefahr ist höher. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt daher, alle Kranken mit Buruli-Ulkus aufzuspüren und ihnen eine antiretrovirale Therapie zukommen zu lassen.

Schweizer Dermatologie- und Wundbehandlungsspezialisten reisen regelmässig nach Akonolinga. Zurzeit befindet sich ein Team, bestehend aus einem Chirurgen, einer Krankenschwester und einer Anästhesistin, vor Ort und operiert die Patienten, bei denen ein chirurgischer Eingriff nötig ist.

In Zukunft soll die Behandlung von Buruli-Ulkus und von chronischen Wunden Teil der medizinischen Ausbildung in Kamerun sein. Daher informiert Ärzte ohne Grenzen in dieser Woche auch die kamerunischen Medizinstudenten und Ärzte in Yaoundé über die Krankheit, die in der Hauptstadt noch zu wenig bekannt ist.