Niger: Geringere Kindersterblichkeit durch bessere Nahrung

24.05.2011
Aktuelle Ärzte ohne Grenzen-Studie aus Niger

Themengebiet:

Niger 2010
Yann Libessart/MSF
Madaroufna, Niger, 22.09.2010: Kinder in Niger, wo Ärzte ohne Grenzen seit Jahren gegen die Unterernährung kämpft.

Wien/Niamey, 24. Mai 2011 - Eine Studie von Ärzte ohne Grenzen /Médecins Sans Frontières (MSF) in Niger bestätigt, dass hochwertige, nährstoffreiche Nahrung ein Grundpfeiler im weltweiten Kampf gegen Kindersterblichkeit sein sollte. Die G8-Länder sollten dafür sorgen, dass gefährdete Kinder mit angemessener Nahrung versorgt werden.

Erste Ergebnisse einer Studie der internationalen medizinischen humanitären Organisation Ärzte ohne Grenzen, die 2010 in Niger durchgeführt wurde, zeigen, dass die Kindersterblichkeitsrate bei Kindern unter fünf Jahren dank nährstoffreicher therapeutischer Zusatznahrung um die Hälfte reduziert werden konnte.

Hochwertige Nahrungsergänzung notwendig

Die ermutigenden Ergebnisse verdeutlichen einmal mehr, dass die internationalen Geberländer und Entscheidungsträger auf hochwertige Ergänzungsnahrungsmittel in Gesundheitsprogrammen für Kinder setzen sollten, insbesondere in Regionen, in denen Mangelernährung weit verbreitet ist.

Letztes Jahr vereinbarten die G8-Länder im kanadischen Muskoka, die Bemühungen in den folgenden fünf Jahren zu intensivieren, um die Sterblichkeitsrate von Kindern unter fünf Jahren ausgehend von 1990 um zwei Drittel zu reduzieren. Ärzte ohne Grenzen fordert die G8 Mitglieder auf, sich bei ihrem Treffen diese Woche im französischen Deauville zu verpflichten, den Zugang gefährdeter Kinder zu angemessener Nahrung zu sichern.

Prävention

„Unsere Präventionsstrategie ist darauf ausgerichtet, Kinder im kritischen Alter zwischen sechs Monaten und zwei Jahren mit angemessener Nahrung zu versorgen, statt abzuwarten, bis sie an Gewicht verlieren. Wir konnten beobachten, dass die Sterblichkeitsrate dadurch um die Hälfte zurückgegangen ist“, sagt Dr. Isabelle Defourny, MSF-Projektleiterin in Niger. „Wenn die internationalen Geberländer und Entscheidungsträger tatsächlich daran interessiert sind, die Kindersterblichkeit zu reduzieren, dann muss die Versorgung mit angemessener Nahrung in den pädiatrischen Ernährungsprogrammen in von Mangelernährung geplagten Ländern zur Priorität werden.“

Laut Schätzungen sind weltweit rund 195 Millionen Kinder von Mangelernährung betroffen. Bei mindestens zwei Drittel der 8 Millionen Kinder unter fünf Jahren, die jährlich sterben, gehört auch Mangelernährung zur Todesursache.

Größte Verteilung therapeutischer Zusatznahrung

Seit einigen Jahren entwickelt Ärzte ohne Grenzen Strategien zur Prävention von Mangelernährung durch hochwertige therapeutische Ergänzungsnahrung, um die Kindersterblichkeit in der Sahelzone zu reduzieren. Die Kindersterblichkeitsrate der Sahelzone gehört zu den höchsten der Welt. Während der schweren Ernährungskrise in Niger im Jahr 2010 organisierte Ärzte ohne Grenzen zusammen mit den lokalen Behörden und der nigrischen Organisation FORSANI (Forum Santé Niger) die größte jemals durchgeführte Verteilung von therapeutischer Zusatznahrung, mit dem Ziel, Mangelernährung bei Kleinkindern vorzubeugen.

Zwischen Juli und Dezember 2010 wurden drei- bis sechsmonatige Rationen gebrauchsfertiger Nahrung, angereichert mit Milch, Mineralstoffen und Vitaminen, an ungefähr 150.000 Kinder im Alter von sechs Monaten bis zwei Jahren in den Distrikten Tahoua, Maradi und in der Region Zinder verteilt. Einige der Kinder erhielten zusätzliche Rationen an Getreide und angereichertem Mehl vom Welternährungsprogramm. In den Verteilungszentren wurde zudem eine pädiatrische Basisversorgung für die Behandlung von Kinderkrankheiten, wie Malaria und akute Mangelernährung angeboten, die auch Kindern außerhalb der Ernährungsprogramme zugänglich war.

Epicentre, das epidemiologische Zentrum von Ärzte ohne Grenzen, führte monatliche Studien mit einer Gruppe von mehreren tausend Kindern durch, die nahe der Verteilungszentren leben. Sie profitierten alle von den Programmen zur Früherkennung von Mangelernährung und anderen Krankheiten. Kinder, die eine medizinische Versorgung benötigten, wurden an Ärzte ohne Grenzen und ihre Partner im nigrischen Gesundheitssystem verwiesen.

Die Sterblichkeitsrate konnte bei Kindern, die eine für ihr Alter angemessene nährstoffreiche Nahrung erhielten, um 50 Prozent reduziert werden.

Ärzte ohne Grenzen in Niger

Zusätzlich zu den präventiven Ernährungsprogrammen führten Ärzte ohne Grenzen und ihre Partner FORSANI und BEFEN / ALIMA pädiatrische Programme und Ernährungsprojekte in 64 Gesundheitszentren und neun Spitälern in den Distrikten Tahoua, Maradi und in der Region Zinder durch. Rund 150.000 mangelernährte Kinder wurden behandelt – das entspricht etwa der Hälfte aller behandelten Kinder in Niger 2010. Davon mussten etwa 24.000 stationär in Gesundheitseinrichtungen aufgenommen werden. Zwischen 85 und 92 Prozent der Kinder konnten wieder gesund entlassen werden. Ärzte ohne Grenzen und ihre Partner behandelten zudem 216.330 Kleinkinder mit Malaria, führten über 370.000 pädiatrische Konsultationen durch und nahmen mehr als 13.000 Kinder im Spital auf.

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