Philippinen: „Die Situation verbessert sich hier täglich“

Sechs Monate nach dem Taifun Haiyan

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09.05.2014
Eine Luftansicht des aufblasbaren Krankenhauses von Ärzte ohne Grenzen am Gelände des Bethany Hospital in Tacloban auf der Insel Leyte.
Didier Assal
Tacloban, Philippinen, 04.01.2014: Eine Luftansicht des aufblasbaren Krankenhauses von Ärzte ohne Grenzen am Gelände des Bethany Hospital in Tacloban auf der Insel Leyte.

Vor einem halben Jahr, am 8. November 2013, richtete der Taifun Haiyan große Schäden auf den Philippinen an. In den darauffolgenden Monaten haben Teams von Ärzte ohne Grenzen  den Menschen in den betroffenen Gebieten geholfen: Sie haben medizinische Hilfe angeboten, sowohl für Notfälle als auch bei alltäglichen Gesundheitsproblemen; sie haben Trinkwasser aufbereitet und dabei geholfen, zerstörte Gesundheitszentren und das Abwassersystem wieder in Stand zu setzen.

Während der Wiederaufbau anhält, hat  Ärzte ohne Grenzen  sich aus jenen Gegenden zurückgezogen, in denen keine Hilfe mehr benötigt wird: Das  aufblasbare Krankenhaus , das  Ärzte ohne Grenzen  in der Stadt Tacloban aufgebaut hat, sowie das Zelt-Krankenhaus im nahegelegenen Tanauan wurden inzwischen geschlossen. Die Kapazitäten der örtlichen Gesundheitsversorgung wurden verbessert, weshalb die Nachfrage in den beiden Einrichtungen von  Ärzte ohne Grenzen  zurückgegangen sind.

In Gebieten, in denen die Gesundheitsversorgung noch nicht wiederhergestellt wurde, ist die Organisation weiterhin tätig.

Straßen geräumt, Versorgung wiederhergestellt

„Die Situation verbessert sich hier täglich“, sagt Laurence de Barro-Duchene, die Notfall-Koordinatorin von Ärzte ohne Grenzen in Guiuan. Die Stadt liegt in einer der am schwersten vom Taifun getroffenen Regionen. „Die Straßen wurden geräumt, die Versorgung mit Strom und Wasser wurde wieder hergestellt, und überall sieht man Menschen, die ihre Häuser wieder aufbauen.“

In Guiuan unterstützt Ärzte ohne Grenzen ein Zelt-Krankenhaus mit 50 Betten, das rund 110.000 Menschen eine Gesundheitsversorgung bietet. Die Organisation hat dieses Spital eingerichtet, um das zerstörte Bezirkskrankenhaus zu ersetzen, das nicht mehr repariert werden kann. In der temporären Einrichtung arbeitet mehrheitlich philippinisches Personal; Ärzte ohne Grenzen unterstützt das Spital mit einer Chirurgin, einem Anästhesisten und 12 philippinischen Krankenschwestern/-pflegern. Außerdem steuert die Organisation Expertise bei, um den Betrieb im Krankenhaus aufrecht zu erhalten. Dazu gehören auch die Wasser- und Stromversorgung sowie der Nachschub an Medikamenten und Ausrüstung.

„Auch wenn sich die Situation normalisiert – wir behandeln immer noch einige komplizierte Fälle“, sagt Eveline Cua, Chirurgin von Ärzte ohne Grenzen . „Vor Kurzem habe ich einen kleinen Jungen behandelt, der an chronischer Osteomyelitis litt, einer Entzündung des Knochens. Vor der Behandlung hinkte er und hatte ständig Schmerzen; nach der Operation und der nachfolgenden Behandlung kann er jetzt gehen.“

Bau eines permanenten Krankenhauses begonnen

Da die Zelte nicht für die Regenzeit geeignet sind, hat Ärzte ohne Grenzen in Guiuan mit dem Bau eines Krankenhauses begonnen, das aus Fertigteilen besteht. Es wird als Übergangslösung dienen, bis wieder ein permanentes Krankenhaus gebaut werden kann. In dem Fertigteil-Krankenhaus, das bis zu fünf Jahre benutzt werden kann, werden sowohl stationäre als auch ambulante Behandlungen angeboten; es wird auch eine Abteilung für Geburtshilfe und eine für Chirurgie geben. Der Bau soll bis Juni abgeschlossen werden. Ärzte ohne Grenzen wird das Krankenhaus nach der Fertigstellung an die Gesundheitsbehörden übergeben und sich dann aus Guiuan zurückziehen.

Ärzte ohne Grenzen arbeitet auch an der Wiederherstellung des Abwassersystems und der Wasserversorgung in Guiuan. Diese Arbeiten werden voraussichtlich bis Ende Mai abgeschlossen. Aufgrund der bevorstehenden Regenzeit werden zudem Präventionsmaßnahmen getroffen, um einen möglichen Ausbruch des Dengue-Fiebers zu verhindern, einer Krankheit, die von Mosquitos übertragen wird. 

Geburtshilfe und Behandlung chronischer Krankheiten

In der Provinz Leyte, die ebenfalls hart vom Taifun getroffen wurde, haben sich die wichtigsten medizinischen Bedürfnisse indes von Notfallmedizin hin zur Behandlung chronischer Krankheiten sowie Geburtshilfe verschoben. Ärzte ohne Grenzen unterstützt hier den Wiederaufbau des Provinzkrankenhauses, das sich auf Hilfe bei Geburtskomplikationen spezialisiert. Neben der Reparatur des Gebäudes hilft Ärzte ohne Grenzen auch dabei, das Team im Krankenhaus zu verstärken. Das Ziel ist die völlige Wiederherstellung der Geburtshilfe-Aktivitäten im Krankenhaus, inklusive der Durchführung von Kaiserschnitten.

„Derzeit gibt es nur eine begrenzte Anzahl an Gesundheitseinrichtungen, die bei Risiko-Schwangerschaften helfen können. Deshalb werden wir uns in den kommenden Monaten auf Geburtshilfe und Pflege für Neugeborene konzentrieren“, sagt Axelle de la Motte, die Leiterin des Hilfsprogramms von Ärzte ohne Grenzen .