Philippinen: Medizinische Tätigkeiten nehmen Gestalt an

17.11.2013
137 internationale MitarbeiterInnen sind vor Ort, 232 Tonnen Hilfsgüter wurden bisher geliefert.

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Der schwedische Arzt Johan Von Schreeb und eine philippinische Krankenschwester im Krankenhaus der zerstörten Stadt Guiuan.
Peter Hove Olesen/Politiken
Guiuan, Philippinen, 16.11.2013: Der schwedische Arzt Johan Von Schreeb und eine philippinische Krankenschwester versorgen die Wunde eines Patienten im Krankenhaus der zerstörten Stadt Guiuan.

Während die logistischen Herausforderungen nach wie vor sehr groß sind, nehmen die Aktivitäten der Teams von Ärzte ohne Grenzen auf den am meisten von Taifun Haiyan betroffen Inseln langsam Gestalt an. 137 internationale MitarbeiterInnen sind derzeit vor Ort, 232 Tonnen Hilfsgüter wurden bisher geliefert.

Die MitarbeiterInnen von Ärzte ohne Grenzen evaluieren die Lage der Bevölkerung in Gebieten außerhalb der großen Städte, gleichzeitig bieten sie eine sofortige medizinische Versorgung an mehreren Orten an. Ärzte ohne Grenzen ist mittlerweile auf den Inseln Samar, Leyte und Panay aktiv und hat eine Bedarfserhebung auf Masbate begonnen. Weitere MitarbeiterInnen sowie Hilfsgüter sind auf dem Weg.

Samar: Provisorisches Übergangskrankenhaus in Guiuan

Das Notfall-Team von Ärzten ohne Grenzen begann in der Stadt Guiuan medizinische Hilfe zu leisten, die im Osten der Insel Samar liegt und als erstes vom Taifun getroffen wurde. Am ersten Tag führte das medizinische Personal 600 medizinische Konsultationen durch, vor allem infizierte Wunden und Schnittwunden wurden behandelt. Die MitarbeiterInnen von Ärzte ohne Grenzen werden von zwei philippinischen ÄrztInnen und vielen freiwilligen HelferInnen aus der Gemeinde unterstützt.

Die Hälfte des Guiuan Krankenhauses wurde zerstört, die andere fast irreparabel beschädigt. Zurzeit arbeitet das medizinische Personal zwischen den Trümmern, die Errichtung eines provisorischen Übergangskrankenhauses hat begonnen. 30 Tonnen Material und Zubehör haben das Team in Guiuan erreicht. Mehr Frachtmaschinen mit Hilfsgütern sind auf dem Weg, darunter eine mit sanitärer Ausrüstung und eine mit rund 1.700 Zelten, die als Schutz verteilt werden können.„In Guiuan, einer Stadt mit 45.000 Einwohnern, hat es jedes einzelne Dach weggefegt", sagt Dr. Natasha Reyes, Notfallkoordinatorin von Ärzte ohne Grenzen auf den Philippinen. „Die Hälfte des städtischen Krankenhauses wurde zerstört – es gibt kein Dach, keinen Strom usw. Früher war es ein voll ausgestattetes 50-Betten-Krankenhaus mit Röntgen und Operationssälen. Der Taifun hat alles zerstört."

Leyte: Aufblasbares Krankenhaus in Tacloban

Das Team von Ärzte ohne Grenzen in Tacloban wurde mit zusätzlichem Personal verstärkt – ÄrztInnen, Krankenschwestern, Logistikern und einem Psychologen – um den Aufbau eines aufblasbaren Krankenhauses vorzubereiten. Es wird neben dem Bethany Krankenhaus stehen, an der Küste von Tacloban, die stark von der Flutwelle beschädigt wurde. Umfassende medizinische Dienstleistungen sollen dort eingerichtet werden, einschließlich Notaufnahme, Ambulanz, Operationssaal, post-operativer Station, Geburtshilfe und Gynäkologie-Einheit, Kreißsaal, psychosozialen Aktivitäten, Blutbank, Röntgen und Isolierstation.

In der Stadt Palo, zwölf Kilometer südlich von Tacloban, kümmern sich drei MitarbeiterInnen um medizinische Grundversorgung. In der Stadt Ormoc und Umgebung leiten Teams von Ärzte ohne Grenzen – bestehend aus einem Arzt , Krankenschwestern, Logistikern und einem Psychologen – mobile Kliniken, während die Bedürfnisse der Bevölkerung evaluiert werden. Der Fokus liegt dabei vor allem auf der Evakuierung der Zentren, in denen sich die Menschen nach dem Taifun gesammelt haben. Das Team bietet grundlegende medizinische Versorgung an.Zwei Teams führten Bedarfsanalysen entlang der Ost-und Westküste der Insel durch. Die meisten Häuser entlang der Westküste wurden stark beschädigt, aber im Allgemeinen war die Situation nicht so schlimm wie an der Ostküste, wo die meisten Gesundheitseinrichtungen beschädigt wurden und somit große Versorgungsprobleme bestehen. Weiters wurde eine Bedarfsanalyse auf der Insel Masbate gestartet.

In der Stadt Dulang, mit einer Bevölkerung von rund 48.000 Menschen, wurde die Gesundheitseinrichtung teilweise zerstört und das medizinische Personal berichtet von einer Zunahme an Durchfall-PatientInnen. Es wurden auch einige verwundete Menschen eingeliefert, vorwiegend mit Schnittwunden. Überweisungen können nicht mehr stattfinden, weil es keinen Kraftstoff gibt um PatientInnen zu transportieren. Das Team von Ärzte ohne Grenzen plant die Verteilung von Hilfsgütern und die Unterstützung der medizinischen Einrichtung.

Panay: Konzentration auf akute Bedürfnisse

Im nördlichen Teil der Provinz Iloilo sowie den nahe gelegenen Küsteninseln, gab es 90% Zerstörung. Ärzte ohne Grenzen plant, sich auf die akuten Bedürfnisse einschließlich der Basisgesundheitsversorgung durch mobile Kliniken und die Verteilung der Hilfsgüter zu konzentrieren. Bedarfsanalysen auf anderen Teilen der Insel finden weiterhin statt um zu ermitteln, wo die Hilfe von Ärzte ohne Grenzen am meisten benötigt wird.

Hilfsgüter werden in die Stadt Roxas geliefert und Ärzte ohne Grenzen wird zwei Ambulanzen in den Städten Cartes und Estancia eröffnen.