Südsudan: Zugang zur Malaria-Behandlung muss dringend verbessert werden

07.11.2014
Zahl der schweren, lebensbedrohlichen Malaria-Fälle nimmt zu
Suedsudan MSB14152 Jacob Zocherman web
Jacob Zocherman
Calek, Südsudan, 15.08.2015: Ein Kind wird in der Schule in Calek im nördlichen Bahr El Ghazal auf Malaria getestet. Dort leben rund 7.000 vertriebene Menschen, die von Ärzte ohne Grenzen mittels mobiler Kliniken versorgt werden.

Juba/Wien, am 6. November 2014 – Ärzte ohne Grenzen/Médecins Sans Frontières (MSF) warnt, dass wegen unzureichender Auslieferung von Malaria-Medikamenten an Gesundheitszentren im Westen des Südsudan die Zahl der schweren, lebensbedrohlichen Malaria-Fälle zunimmt. Die medizinische Hilfsorganisation fordert andere internationale Akteure auf, ebenfalls tätig zu werden, um der Bevölkerung Zugang zur Malaria-Behandlung zu ermöglichen.

In der Regenzeit kommt es im Südsudan jährlich zu einem starken Anstieg der Malaria-Fälle. Dieses Jahr ist aufgrund ungewöhnlich heftiger Regenfälle besonders der Westen des Landes stark von der Malaria-Epidemie betroffen.

Verdreifachung der Malaria-Fälle: 60.000 Menschen behandelt

Da in ländlichen Gesundheitszentren derzeit aber kaum Behandlungsmöglichkeiten vorhanden sind, müssen viele Patienten lange Reisen auf sich nehmen, um in Einrichtungen von Ärzte ohne Grenzen Hilfe zu suchen. Oft sind sie bei ihrer Ankunft in einem kritischen Zustand. Seit Jahresbeginn hat Ärzte ohne Grenzen bereits mehr als 60.000 Malaria-Patienten in den Bundesstaaten Northern Bahr el Ghazal, Warrap, West-Äquatoria und in Abiyei behandelt – drei Mal so viele wie im Vorjahr. Mehr als 10 Prozent von ihnen mussten stationär aufgenommen werden.

Mehr Organisationen müssen tätig werden

Ärzte ohne Grenzen ist außer Stande, alle Bedürfnisse in diesen Bundesstaaten abzudecken“, warnt Renee Madrolle, die Projektkoordinatorin von Ärzte ohne Grenzen im Krankenhaus in Aweil, dem Referenzkrankenhaus für den Bundesstaat Northern Bahr el Ghazal. „Es müssen mehr internationale medizinische Organisationen tätig werden, um der Bevölkerung gemeinsam mit dem Gesundheitsministerium Zugang zur Malaria-Behandlung zu ermöglichen.“

Wegen des Konflikts im Norden und Osten des Landes sowie struktureller Probleme in der Versorgungskette haben Partnerorganisationen des südsudanesischen Gesundheitsministeriums es dieses Jahr nicht geschafft, ausreichend Medikamente und Malaria-Schnelltests zu liefern. Einerseits wurden die Medikamente beim ersten Anstieg der Malaria-Fälle Ende Mai zu spät von der Hauptstadt Juba aus angeliefert. Andererseits waren nicht genügend Medikamente vorhanden, um ländliche Gesundheitszentren ausreichend auszustatten. Das hat große Auswirkungen: Es gibt heute große Gebiete in denen Patienten keinen Zugang zur Malaria-Behandlung haben.

Zusätzliches Material geliefert - doch mehr Unterstützung nötig

Ärzte ohne Grenzen hat darauf reagiert und zusätzliche Schnelltests und Medikamente in die Projekte in der Region geliefert. Allein im September hat die Organisation im Westen des Landes mehr als 10.000 Malaria-Patienten behandelt. In der Einrichtung von Ärzte ohne Grenzen in Gogrial hat das Team einen eigenen Bereich eingerichtet, um mit dem Ansturm von Malaria-Patienten zurechtzukommen. Im Krankenhaus in Aweil wurde im Juni eine Ambulanz eingerichtet sowie eine eigene stationäre Abteilung mit 35 Betten – sie ist bereits überfüllt. Es ist dringend mehr Unterstützung nötig. Madrolle: „Manche Patienten sterben, obwohl sie leicht gerettet werden könnten, wenn sie rechtzeitig Zugang zur Behandlung hätten.“