Wishlist 2020

Auch für das neues Jahr haben wir eine Wunschliste zusammengestellt - damit mehr Menschen Zugang zu leistbaren Medikamenten haben.
13.01.2020
MSF

Auch für das Jahr 2020 hat die Medikamentenkampagne von Ärzte ohne Grenzen eine Wunschliste zusammengestellt – damit mehr Menschen die Impfstoffe, Diagnostika und Medikamente erhalten, die sie so dringend benötigen. Unsere Wishlist 2020:

1. Tuberkulose (TB)

Wenn wir früher Menschen behandelten, die an resistenten Tuberkuloseformen erkrankt waren, hatten wir nur Medikamente zur Verfügung, die geringe Heilungschancen für die Patient*innen versprachen und zu schweren Nebenwirkungen führten. 

Nach Jahren der Überzeugungsarbeit gibt es heute Medikamente, die eine effektivere und sicherere Behandlung ermöglichen. Doch sie sind so teuer, dass viele Erkrankte sie sich nicht leisten können.  

Dabei sind die Arzneimittel das Ergebnis jahrelanger Zusammenarbeit von Forscherinnen, Medizinern und Gesundheitsdienstleisterinnen, die zumeist öffentlich finanziert werden. Trotzdem bleibt die Entscheidung über Preis und Verfügbarkeit der Medikamente in der Hand der Pharmakonzerne, so dass viele TB-Patientinnen und Patienten keine lebensrettende Behandlung erhalten können. 

2020 fordern wir bezahlbare Tuberkulose Medikamente für alle!

2. Insulin

Vor genau 100 Jahren entdeckten Wissenschaftler und Wisseschaftler Insulin. Sie erhielten den Nobelpreis nicht nur für die Erforschung, sondern auch, weil sie die Rechte an dem Arzneimittel für nur 1 US-Dollar verkaufen wollten, um Insulin für alle Betroffenen zugänglich zu machen. 

Seitdem haben drei Konzerne den Insulinmarkt dominiert und ihre Monopolstellung missbraucht, um die Preise in einigen Ländern Jahr für Jahr in die Höhe zu treiben. Heute haben mehr als die Hälfte der Menschen, die Insulin dringend brauchen, keinen Zugang zu dem Medikament oder können es sich nicht leisten.

2020 wünschen wir uns Hersteller, die Insulin zu bezahlbaren Preisen anbieten! Außerdem müssen wir Wege finden, wie die Menschen in den Regionen, in denen wir arbeiten, von Innovationen wie z.B. Insulinstiften profitieren können, die das Leben der Menschen enorm verändern würden.

3.    HIV

Vor 20 Jahren starben Menschen in ärmeren Ländern an AIDS, da die Behandlungskosten von mehr als 10.000 US-Dollar pro Jahr pro Person für sie unbezahlbar waren.

Heute leben rund 37,9 Millionen weltweit mit einer HIV-Infektion und sind für einen Preis von mittlerweile nur noch 65 US-Dollar pro Jahr in Behandlung. In Vergessenheit geraten aber allzu oft die besonderen Bedürfnisse HIV-positiver Kinder.

Pharmakonzerne haben kaum Interesse daran, gezielt in die pädiatrische Behandlung von HIV zu investieren, denn nahezu alle potenziellen Patienten und Patientinnen leben in Ländern des globalen Südens und können keine hohen Preise für Medikamente zahlen.

Wir wünschen uns daher eine Pharmaindustrie, die die Gesundheit der Menschen über ihre Gewinnziele stellt, wenn es um die Investition in neue Medikamente geht! Nur so können wir Kinder mit spezifisch auf ihre Bedürfnisse abgestimmten Kombinationstherapien wirksam behandeln.

4. PCV

Alle 39 Sekunden stirbt ein Kind an einer Lungenentzündung. Dabei gibt es einen wirksamen Impfstoff, der verhindert, dass sich Kinder mit dieser gefährlichen und oft tödlichen Krankheit anstecken. Lange Zeit war er jedoch für Kinder in Ländern des globalen Südens zu teuer.

Zurzeit subventionieren Spender und Spenderinnen den Impfstoff für Kinder in den ärmsten Ländern. Aber viele Länder mit mittlerem Einkommen können sich den Impfstoff weiterhin nicht leisten und so bleiben Millionen Kinder ungeschützt.

2020 soll diese Ungerechtigkeit und dieses unnötige Leid beendet werden! Neue Impfstoffhersteller aus Ländern des globalen Südens, die bezahlbare Impfstoffe entwickelt haben, müssen unterstützt werden, damit diese Impfstoffe überall Leben retten können.

5. Ebola

Seit mindestens 40 Jahren fordert das Ebola-Virus Leben. Dennoch wurden lange Zeit weder Impfstoffe noch Medikamente entwickelt. Der verheerende und bisher größte Ausbruch der Krankheit in Westafrika 2014 und die damit einhergehende Dimension einer globalen Bedrohung änderten dies. Die internationale Gemeinschaft begann zu handeln und heute sind Medikamente und Impfstoffe verfügbar oder befinden sich auf dem Weg. 

Wir werden auch 2020 unermüdlich daran arbeiten, dass Menschen in den am meisten gefährdeten Ländern mit den neuen Medikamenten versorgt werden – rechtzeitig und mit Impfstoffen zu einem bezahlbaren Preis! Die Erforschung und Entwicklung der Arzneimittel kam durch einen bemerkenswerten gemeinschaftlichen Prozess mehrerer Akteure zustande und wurde fast ausschließlich mit öffentlichen Mitteln finanziert.

6. Wandel statt Wohltätigkeit

Für das Jahr 2020 wünschen wir uns eine Welt, in der Medikamente keine Ware oder Luxusgüter sind, sondern in der alle Menschen einen fairen Zugang zu Behandlungen haben, um am Leben und gesund zu bleiben. Medikamente dürfen kein Luxus sein!