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Die Rohingya sind eine staatenlose ethnische Gruppe, die mehrheitlich muslimisch ist und seit Jahrhunderten im großteils buddhistischen Myanmar lebt. Nach wiederholter gezielter Gewalt gegen sie seit 1962 und der kontinuierlichen Verweigerung ihrer Rechte sind nun fast eine Million Mitglieder der Rohingya-Gemeinschaft im größten Geflohenenlager der Welt in Bangladesch - dem Cox's Bazar - untergekommen.
Aber wie wurden die Rohingya zum größten staatenlosen Volk der Welt?

1978
Bild: Geflohenenlager in Bangladesch 1978
Myanmar (damals Birma genannt und vom Militär regiert) startete die "Operation Drachenkönig". Die Personalausweise der Rohingya wurden beschlagnahmt. 200.000 Rohingya wurden gewaltsam nach Bangladesch vertrieben. Nach einiger Zeit gestattete das Militär den Rohingya die Rückkehr nach Birma, der Großteil besaß keine Ausweise mehr. Sie galten nun als "Ausländer".

1982
Bild: Myanmar/Birma 1985
In Birma wurde ein neues Staatsbürgerschaftsgesetz verabschiedet, das 135 im Land lebende ethnische Gruppen rechtlich anerkennt. Die Rohingya, die etwa ein Million Einwohner:innen zählen, wurden nicht in die Liste aufgenommen und galten von nun an als staatenlos.

1991
Bild: Kutupalong Geflohenenlager, Cox's Bazar, Bangladesch, 1992
Zu diesem Zeitpunkt war Birma bereits in Myanmar umbenannt worden und das Militär hatte die "Operation Saubere und Schöne Nation" gestartet. Die Rohingya sind Hinrichtungen, Übergriffen, sexueller Gewalt, Zwangsarbeit, Heiratsverboten, Landbeschlagnahmungen und der Zerstörung ihrer Häuser ausgeliefert.

1996
Bild: Geflohene Rohingya in Bangladesch, 1992
Bis 1992 waren mehr als 250.000 Rohingya nach Bangladesch geflohen. Die Regierungen von Bangladesch und Myanmar unterzeichneten ein Abkommen zur Rückführung der Geflohenen. Noch im selben Jahr begann die Zwangsrückführung, trotz der Proteste internationaler Gemeinschaften. Die meisten Geflohenen waren bis Ende 1996 nach Myanmar zurückgeführt worden.

2012
Bild: Geflohenenlager außerhalb Sittwes, Rakhine, Myanmar 2013
In Myanmar kam es zu Gewaltausbrüchen zwischen buddhistischen und muslimischen Gemeinschaften. Hunderte von Menschen wurden getötet, Wohnviertel wurden dem Erdboden gleichgemacht und religiöse Gebäude zerstört. Die überlebenden Rohingya waren gezwungen, aus ihren Häusern zu fliehen, und wurden später in Lagern untergebracht, in denen heute noch 140.000 Menschen leben.

2016
Bild: Kutupalong Gefohenenlager in Cox's Bazar, Bangladesch, 2016
Die Rohingya reagierten auf die jahrelange Gewalt, die Verschärfung der gesetzlichen Bestimmungen und die rassistischen Hassreden auf vielfältige Weise. Viele flohen in andere Länder, es bildete sich auch eine bewaffnete Gruppe.

2017
Bild: Unsere Mitarbeiterinnen vor dem Kutupalong Geflohenenlager in Cox's Bazar, Bangladesch, 2018
Die staatlichen Sicherheitskräfte führten die größte Kampagne gezielter Gewalt gegen Rohingya in der modernen Geschichte durch, angeblich als Vergeltung für einen Angriff der bewaffneten Rohingya-Gruppe. Nach diesem Angriff dokumentierten wir 6.700 Tote unter den Rohingya. Mehr als 750.000 Menschen waren gezwungen, zu fliehen. Bangladesch nahm sie auf, ohne ihnen jedoch den Vertriebenenstatus zu gewähren.

2022
Kutupalong Geflohenenlager, Cox's Bazar, 2022
Heute befinden sich immer noch etwa 600.000 Rohingya in Myanmar. Sie leben in Lagern oder in Dörfern in Rakhine unter eingeschränkter Bewegungsfreiheit, was ihnen den Zugang zu Lebensunterhalt, Bildung und Gesundheitsversorgung verwehrt. Hunderttausende weitere Rohingya leben staatenlos in Ländern wie Malaysia, Indien und Pakistan.
Mehr als 900.000 Rohingya leben in Lagern in Bangladesch. Die Lebensbedingungen dort sind prekär. Die Menschen haben nur unzureichenden Zugang zu sauberem Wasser, sanitären Einrichtungen, medizinischer Versorgung und Unterkünften. Sie dürfen weder arbeiten noch eine formale Ausbildung erhalten und sind zur Deckung ihrer Grundbedürfnisse auf humanitäre Hilfe angewiesen. Die Krätze - eine Infektionskrankheit, die mit den beengten Verhältnissen in den Lagern zusammenhängt - ist so weit verbreitet wie seit über 3 Jahren nicht mehr. Ihre Zukunft und jene ihrer Kinder ist ungewiss.