21.09.2023
Fred Minandi ist an HIV erkrankt. Vor 22 Jahren dachte er, er würde bald sterben. Heute arbeitet er als Berater für Patient:innen. Unser HIV-Projekt in Malawi hat ihn begleitet.

"Ein Berater hat mir gesagt, dass die HIV-Medikamente mein Leben verlängern werden. Ich habe gedacht, ich werde noch zwei oder drei Jahre haben. Aber hier bin ich, 22 Jahre später“, lächelt Fred Minandi. Der pensionierte Landwirt erinnert sich sehr gut an den 16. August 2001: An dem Tag ist er Patient in unserem HIV-Projekt in Chiradzulu geworden. Er ist der Vierte, der die lebensverlängernden Medikamente erhält.

"In diesen Tagen war es sehr schlimm, die Menschen sind gestorben. Ich habe meinen Bruder und meine Schwester an AIDS verloren. Als ich krank war, habe ich keine Hoffnung gehabt. Zu dieser Zeit gab es keine Medikamente - bis Ärzte ohne Grenzen damit begonnen hat", erklärt Fred. Er hat unser Projekt fast von Anfang an begleitet: Zuerst als Patient, später auch als Berater. Er trägt dazu bei, dass Menschen mit HIV behandelt werden.

1994 - Start unseres HIV-Projekts

Malawi ist das Land mit einer der höchsten HIV-Raten weltweit. 990.000 Menschen leben mit dem Virus, bei einer Bevölkerung von fast 20 Millionen Menschen. Deswegen starten wir 1997 ein HIV-Projekt im Bezirk Mwanza. Es gibt damals noch keine antiretroviralen Medikamente im Land. Eine Behandlung beschränkt sich auf sogenannte oppurtunistische Infektionen: Infektionen, an denen Betroffene wegen dem geschwächten Immunsystem leichter erkranken. Mit Präventionsmaßnahmen soll außerdem die Epidemie unter Kontrolle gebracht werden.

1997 - Ausweitung auf Chiradzulu

Im Bezirk Chiradzulu sind geschätzte 20 Prozent der erwachsenen Bevölkerung HIV-positiv. Deswegen weiten wir unser Projekt auf den Bezirk aus.

"Im Jahr 1999 habe ich mich im Bezirkskrankenhaus von Chiradzulu auf HIV testen lassen. Ich konnte nicht mehr arbeiten, weil ich zu krank war. Ich wurde positiv auf das HI-Virus getestet,“ erzählt Fred.

2001 - Kostenfreie Medikamente

Erstmalig in Malawi bieten wir antiretrovirale Therapien an – und das kostenfrei. Fred ist einer unserer ersten Patient:innen, der die Therapie erhält. Wenn die Medikamente regelmäßig eingenommen werden, unterdrücken sie die Virenlast. So verlängern sie das Leben, und das HI-Virus kann auch nicht weitergegeben werden.

 Malawi: 25 years of HIV/AIDS care

Ich hatte das Glück, einer der ersten Patient:innen zu sein, die Medikamente bekommen haben. Nach einem Monat konnte ich wieder arbeiten. Heute ist das Virus bei den Tests nicht mehr nachweisbar."

Fred Minandi

2002-2015 - Zehn Gesundheitszentren

Wir weiten unser HIV-Projekt auf zehn Gesundheitszentren aus, dadurch können wir immer mehr Menschen behandeln. Wir schulen Krankenpersonal, um die Hilfe erweitern zu können. Bis 2009 bieten alle Gesundheitseinrichtungen im Bezirk Chiradzulu HIV-Tests und Behandlungen an. Dazu kommt die Prävention einer Mutter-Kind-Übertragung oder die Behandlung von Tuberkulose-koinfizierten Patient:innen.

2016–2018 - Mentorship Programm

Unsere Berater:innen unterstützen 30.000 Patient:innen. Auch Fred wird Berater im Gesundheitszentrum Mauwa: Er ermutigt Menschen, sich auf HIV testen zu lassen und unterstützt Erkrankte bei der Behandlung.

"Dieser Ansatz, bei dem Pflegekräfte mit Peer-Berater:innen zusammenarbeiten, macht es den Patient:innen leichter die Verantwortung zu übernehmen und andere auf ihrem Behandlungsweg zu unterstützen", erinnert sich Fred an diese Zeit.

2018 - Start des „Teen Clubs“

Kinder und Jugendliche mit HIV/AIDS brauchen eine spezielle Betreuung. Mit den „Teen Clubs“ finden Jugendliche einen sicheren Raum, in dem sie HIV-Behandlungen, psychologische und soziale Unterstützung bekommen. Die Unterstützung durch Peer-Berater:innen hilft ihnen, die Behandlung besser einzuhalten. 2019 haben 9.200 Jugendliche die Teen Clubs im Bezirk Chiradzulu besucht.

MSF's Saturday Teen Club
Francesco Segoni/MSF
Auch im "Teen Club" wird Peer-Beratung groß geschrieben.

2021 - Ziele erreicht

Wir arbeiten mit den lokalen Gesundheitsbehörden zusammen, und haben die HIV-Präventions- und Behandlungsprogramme erheblich ausgebaut. Das hat dazu geführt, dass die UNAIDS-Ziele erfüllt werden: Von den 990.000 Menschen mit HIV in Malawi, wissen 93 Prozent von ihrer Erkrankung, 91 Prozent erhalten eine antiretrovirale Therapie, und 85 Prozent haben eine unterdrückte Viruslast.

2023 - Erfolgreicher Projekt-Abschluss

Nach 25 Jahren können wir unser Projekt erfolgreich abschließen: Wir übergeben unsere Aktivitäten an die Gesundheitsbehörden und ihre Partner:innen. Sie gewährleisten, dass alle Patient:innen weiterhin die HIV-Behandlung und Betreuung erhalten.

Insgesamt haben wir seit 2001 mehr als 55.000 HIV-Erkrankte behandelt. Fred ist einer von ihnen. Gleichzeitig hat er als Peer-Berater zum Erfolg des Projekts beigetragen.