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Jede dritte Krebsneuerkrankung bei Frauen in Malawi ist Gebärmutterhalskrebs. Außerdem hat das Land die zweithöchste Sterblichkeitsrate im Zusammenhang mit Gebärmutterhalskrebs.
Seit 2018 arbeiten wir daran, die Todesfälle durch Gebärmutterhalskrebs zu senken und die Behandlungsmöglichkeiten zu verbessern. Hier sind drei Ansätze, wie wir vorgehen.
1. Gebärmutterhalskrebs als medizinischer Notfall
Als medizinische Notfallorganisation standen Krebserkrankungen lange nicht auf unserer Agenda. Wir sehen aber, dass auch in den Ländern, in denen wir arbeiten, chronische Erkrankungen, wie Krebs, ansteigen. Gleichzeitig gehen Infektionskrankheiten zurück.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) schätzt, dass sich die Krebssterblichkeit in Afrika bis 2040 verdoppeln wird.
Das liegt vor allem an den eingeschränkten Vorsorge-, Diagnose- und Behandlungsmöglichkeiten.
In Malawi führen wir seit vielen Jahren HIV/AIDS-Behandlungen durch. Dabei haben wir festgestellt, dass viele unserer Patientinnen auch Gebärmutterhalskrebs haben. Bei Frauen mit HIV ist die Wahrscheinlichkeit, an Gebärmutterhalskrebs zu erkranken, sechsmal höher als bei Frauen ohne HIV.
2. Chemotherapie und Chirurgie statt Strahlentherapie
Gebärmutterhalskrebs wird am effektivsten mit Strahlentherapie behandelt. Strahlentherapie ist in Malawi derzeit allerdings nicht verfügbar.
Deswegen haben wir ein Behandlungsmodell entwickelt, das Chemotherapie und Chirurgie kombiniert.
Nach drei bis sechs Zyklen Chemotherapie sind die Tumore geschrumpft und können operiert werden. Wir haben noch zu wenige Daten, um die Zwei-Jahres-Überlebensrate zu beurteilen. Aber die Behandlung zeigt zufriedenstellende Ergebnisse und dürfte die Lebenserwartung der Patientinnen deutlich steigern.
In Ländern mit begrenzten Ressourcen könnte diese Art der Behandlung eine Alternative zur Strahlentherapie sein, sofern es gut ausgebildete Chirurg:innen gibt.
Ein Tag in der Klinik für Gebärmutterhalskrebs in Blantyre
3. HPV-Impfkampagnen zur Prävention
Gebärmutterhalskrebs ist gut vermeidbar – Impfungen spielen hier die entscheidende Rolle. Gebärmutterhalskrebs wird in 99 Prozent der Fälle durch eine Infektion mit bestimmten Humanen Papillomviren (HPV) verursacht. Gegen diese Viren gibt es einen wirksamen Impfstoff.
Der Impfstoff ist verfügbar, aber die Herausforderung ist es, die Zielgruppe (Mädchen im Alter von neun bis 13 Jahren) zu erreichen.
In Zusammenarbeit mit dem malawischen Gesundheitsministerium führen wir Impfkampagnen in Schulen und Gemeinden durch, um möglichst viele Mädchen aufzuklären und zu impfen. Allein im Januar 2023 haben wir 17.000 Mädchen im Bezirk Phalombe geimpft.