15.12.2023
Nach jahrelanger Arbeit haben wir es geschafft: Die Preise für wichtige Tuberkulose-Tests und -Medikamente sind gesenkt worden. Dieser Erfolg ist lebensrettend für Tuberkulose-Patient:innen.

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Manche Erfolge passieren nicht von allein. So haben wir jahrelang für Preissenkungen von lebensrettenden Diagnostika und Medikamenten gekämpft. Und endlich Erfolg gehabt: Der wichtige Tuberkulose-Test GeneXpert und das Antibiotikum Bedaquilin sind günstiger geworden. Wie haben wir das geschafft? Und warum ist das so wichtig?

Diagnose leistbar machen

Tuberkulose ist eine der tödlichsten Infektionskrankheiten weltweit. Sie lässt sich gezielt mit Antibiotika behandeln. Doch dafür braucht es erst die richtige Diagnose. Der Tuberkulose-Test GeneXpert ist einer der wichtigsten am Markt: Der molekulare Schnelltest liefert einen exakten und raschen Nachweis. Und er zeigt an, ob jemand an einer resistenten Tuberkulose-Form erkrankt ist. Das ist wichtig für die richtige Behandlung. Denn wird Tuberkulose nicht oder falsch behandelt, führt sie oft zum Tod.

Viele Länder verwenden veraltete Methoden, die Wochen für ein Ergebnis brauchen. Oder Methoden, die ungenaue Ergebnisse liefern. Sie machen das, weil sie sich die GeneXpert-Tests nicht leisten können. Der Pharmakonzern Cepheid hat sich über zehn Jahre lange geweigert, den Preis für die GeneXpert-Tests zu senken. Deswegen machen wir bereits jahrelang öffentlich Druck.

Zuletzt haben wir mit Betroffenen, Aktivist:innen und 150 Organisationen die Kampagne „Time for 5“ gestartet. Das war im September 2023 – und wir hatten Erfolg: Cepheid hat endlich den Preis gesenkt. Der GeneXpert-Test kostet nun 20 Prozent weniger, und zwar in Ländern mit hoher Tuberkulose-Belastung.

Stijn Deborggraeve

Diese wichtige Preissenkung wurde nur möglich, weil sich eine weltweiten Gemeinschaft aus Zivilgesellschaft und Aktivist:innen so engagiert für die Kampagne ‘Time For Five’ eingesetzt hat.

Stijn Deborggraeve, Experte Medikamentenkampagne

Weg frei für günstigere Generika

Auf eine Diagnose folgt die Behandlung. Doch fast 50 Jahre wurden keine neuen Tuberkulose-Medikamente entwickelt, weil sie zu wenig Profit versprachen. Dann kamen endlich neue Antibiotika wie zum Beispiel Bedaquilin auf den Markt. Aber die hohen Preise haben verhindert, dass alle Patient:innen die lebensrettende Therapie bekommen. Das Patent auf dieses wichtige und gut verträgliche Tuberkulose-Medikament lief Ende 2023 in vielen Ländern aus. Normalerweise ist dann die Produktion von günstigeren Generika möglich.  

Das Pharmaunternehmen Johnson & Johnson hat versucht mit Sekundärpatenten die Preise hochzuhalten. Mit unserer Unterstützung haben die beiden Tuberkuloseüberlebenden und Aktivist:innen Nandita Venkatesan und Phumeza Tisile die Patentverlängerung in Indien angefochten. Und sie haben Recht bekommen. In Südafrika hat die lokale Zivilgesellschaft Druck gemacht, so dass ein Untersuchungsverfahren gegen Johnson & Johnson eingeleitet wurde. Schließlich hat Johnson & Johnson verkündet, die Sekundärpatente in einkommensschwächeren Ländern nicht durchzusetzen. Und so den Weg für günstigere Generika freigemacht.  

Medikamente müssen für alle leistbar sein

Sowohl die Entwicklung von Bedaquilin als auch die GeneXpert-Tests von Cepheid wurden durch öffentliche Gelder mitfinanziert. So sind in die Entwicklung von Bedaquilin öffentliche Gelder geflossen, die fünfmal so hoch waren wie die Eigeninvestitionen des Unternehmens. Die hohen Preise waren also schon lange nicht gerechtfertigt. Gemeinsam mit Betroffenen, Aktivist:innen und andere Organisationen haben wir gekämpft – mit Erfolg für Tuberkulose-Erkrankte.

Wir engagieren uns seit rund 30 Jahren in der Behandlung von Tuberkulose. Dabei arbeiten wir oft mit nationalen Gesundheitsbehörden zusammen. 2022 haben wir in mehr als 60 Projekten zu Tuberkulose mehr als 17.000 Menschen behandelt. Davon hatten 2.300 resistente Tuberkulose. Und wir sehen, was für einen Unterschied eine Diagnose und passende Behandlung macht. Sie macht den Unterschied zwischen Leben und Tod.