Die „First Little Lady“ im Krankenhaus Kenema

Kommentar von International Bloggers
26.08.2019
Die Krankenschwester Amanda Hooyboer war dabei, als sich im März zum ersten Mal die Türen unseres neuen Krankenhauses in Kenema, Sierra Leone, öffneten. Besonders bewegt hat sie die Begegnung mit der kleinen Fudia – der ersten Patientin, die gegen Mangelernährung behandelt wurde.

Amanda Hooyboer
Die kleine Fudia mit ihrer Mutter - unsere erste Patientin im Krankenhaus Kenema.

Die US-amerikanische Krankenschwester Amanda Hooyboer war dabei, als sich im März zum ersten Mal die Türen unseres neuen Krankenhauses in Kenema, Sierra Leone, öffneten. Besonders bewegt hat sie die Begegnung mit der kleinen Fudia – der ersten Patientin, die gegen Mangelernährung behandelt wurde.   An einem Mittwochmorgen im März versammelten sich das medizinische Personal vor den Türen des neuen Krankenhauses von Ärzte ohne Grenzen im Distrikt Kenema, Sierra Leone. Gekleidet in einem grünen Kittel warteten sie gespannt; das Morgenlicht durchflutete das das leere Gebäude in der Stadt Hangha.   Mit großem Jubel und Aufregung öffneten sich die Pforten des Krankenhauses. Fast zweieinhalb Jahre Bauzeit, monatelange Planung, Schulung und Vorbereitung lagen in diesem Moment hinter uns. Jetzt waren wir endlich hier, um den Menschen in dem östlichen Bezirk von Sierra Leone zu helfen.

Amanda Hooyboer
Amanda Hooyboer (links) und ihr Team auf der Kinderstation.

Die erste Patientin

Das Krankenhaus ist für die Behandlung von Mangelernährung spezialisiert. Das Team des therapeutischen Ernährungszentrums wartete auf die erste Aufnahme. Im Laufe des Tages erhielten wir einen Anruf von der Notaufnahme, dass wir die erste Patientin in Empfang nehmen können. Eine Mutter aus Kenema hat auf dem Markt in der Stadt Hangha Zwiebeln verkauft, als sie das erse Mal von unserer Einrichtung hörte. Sie kam mit ihrer Tochter Fudia.     Eine Gruppe von Krankenschwestern aus der Notaufnahme brachte die ängstlich aussehende Mutter mit dem 15 Monate alten Kind zu uns. Das junge Mädchen sah müde und nervös aus, als ihre Mutter sie auf das Bett legte.   Fudia litt seit einem Monat an Fieber und Durchfall. Erschwerend kam eine akute Unterernährung hinzu. Das Team der Notaufnahme teilte den Krankenschwestern des Ernährungszentrums mit, dass Fudia bereits zuvor im staatlichen Krankenhaus aufgenommen worden war, die Mutter jedoch nicht mehr in der Lage war, das therapeutische Essen im Rahmen eines ambulanten Programms weiterzugeben. 

Amanda Hooyboer
Amanda Hooyboer hält am Morgen ein Training für die nationalen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiterinnen ab.

Überwältigend

Fudia weinte, als das Personal in grünen Anzügen ihre Größe, ihr Gewicht, den Umfang des mittleren Oberarms und ihre Vitalfunktionen überprüfte. Ihre Mutter war still, als sie zusah. Ich konnte mir nur vorstellen, wie seltsam und überwältigend es sein muss, die einzige Patientin in einem neuen Krankenhaus zu sein.

Als ich sah, dass die Mutter emotional wurde und ihre Tochter mit ihrer bunten Lapa an den Rücken band, befürchtete ich, dass sie gehen könnte. Eine der Krankenschwestern des Ernährungszentrums ging mit ihr nach draußen und tröstete sie, als sie erfuhr, dass die Mutter sich auf der Station sehr einsam fühlte. Im Laufe des Tages saßen die Krankenschwestern mit Fudia und ihrer Mutter zusammen und ermutigten sie mit Worten und Gesten, zu bleiben. Durch gemeinsames Lachen schafften sie bald Vertrauen.

Heilen und wachsen

Bei der ersten Nahrungsaufnahme begann das Personal zu singen und zu klatschen, und wir sahen das erste Lächeln der jungen Patientin. Dieser Moment war wunderschön. In den nächsten Tagen sah ich, wie das Mädchen gesund wurde. Als die kleine Patientin zum ersten Mal während der Essenszeit anfing, mit dem Personal zu klatschen und singen, wusste ich, dass wir aus einem bestimmten Grund hier waren – dass wir durch die Eröffnung dieses Krankenhauses mehr Kindern helfen würden, wieder zu lächeln, zu wachsen und zu gedeihen.


Als mehr Patientinnen und Patienten auf die Station kamen, begann das Personal, Fudia, unsere „first little lady“ zu nennen. Die Tage vergingen und sie lachte und grinste immer mehr. Ende der folgenden Woche waren die Betten fast voll und es war an der Zeit, unsere erste Patientin zu entlassen.

Mit Medikamenten und ausreichend therapeutischem Essen, wickelte die Mutter ihre Tochter auf den Rücken und ging durch die Tore des Krankenhauses. Fudia war die erste von vielen Kindern, die wir in Zukunft in diesem Krankenhaus behandeln werden.

Mehr zu unserer Hilfe in Sierra Leone erfahren Sie in unserem aktuellem Magazin Diagnose:

Schatten über Sierra Leone

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