Vom Warenlager zum Einsatzort: So gelangen Medikamente in unsere Hilfsprojekte

Kommentar von Ursula Berndt
07.01.2019
Wie kommen Arzneimittel zu unseren Patienten und Patientinnen? Welche Herausforderungen gibt es beim Transport? Wie funktioniert die Kühlkette? Antworten auf diese Fragen gibt unsere Pharmazeutin Ursula Berndt im Blog.

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Wie kommen Arzneimittel zu unseren Patienten und Patientinnen? Welche Herausforderungen gibt es beim Transport von Impfstoffen? Wie funktioniert die Kühlkette? Antworten auf diese Fragen gibt unsere Pharmazeutin Ursula Berndt. Im Blog berichtet sie von ihrem Einsatz in der Zentralafrikanischen Republik.

Anfang November machte ich mich auf den Weg in die Zentralafrikanische Republik. Meine Reise startete ich von Wien. Nach einem Briefing in Paris ging es weiter nach Bordeaux. Dort befindet sich eines der drei Warenlager von Ärzte ohne Grenzen. Als Pharmazeutin bin ich für die Bestellung, sachgemäße Lagerung und die Abgabe von Arzneimitteln zuständig. Daher war es besonders wichtig, die Kontaktpersonen in Bordeaux als auch die Abläufe kennenzulernen.

Bis auf wenige Ausnahmen werden alle Arzneimittel in Europa eingekauft und von dort per Flugzeug oder Schiff an die jeweiligen Einsatzorte geliefert. In Krisengebieten sind Arzneimittel oft nicht erhältlich. Außerdem unterliegt die Qualität von Arzneimitteln dort nicht den strengen Vorschriften von Europa. Die Gefahr, aus Versehen Medikamentenfälschungen zu verwenden, ist bei einem Einkauf in Ländern mit einer schlechten medizinischen Marktüberwachung zu groß.

Von Bordeaux aus ging es dann endlich Richtung Bangui. Drei Tage später flog ich dann zu meinem Einsatzort, wo ich die nächsten fünf Monate verbringen werde. Paoua ist eine Stadt an der Grenze zum Tschad. Ärzte ohne Grenzen ist schon seit 2006 dort tätig. Momentan betreibt Ärzte ohne Grenzen in Zusammenarbeit mit dem Gesundheitsministerium ein Spital sowie acht Gesundheitszentren.

Per Schiff oder Flugzeug in die Zentralapotheke

Für das Projekt in Paoua werden Arzneimittel nur alle vier Monate aus Europa geliefert. Das bedeutet, dass ich in Zusammenarbeit mit dem medizinischen Team anhand des Verbrauchs der letzten Monate und der prognostizierten Daten den Bedarf ein halbes Jahr im Vorhinein wissen muss. Die nächste internationale Bestellung findet im Jänner statt und im Dezember werde ich mit den Vorbereitungen dafür beginnen.

Die internationalen Bestellungen werden zuerst per Schiff in gekühlten Containern oder mit dem Flugzeug nach Bangui gebracht und von dort nach Paoua. Weil der Lagerraum unserer Zentralapotheke nicht groß genug ist, werden die Arzneimittel nach Paoua geliefert und dort in der klimatisierten Zentralapotheke nach Einnahmemodalitäten gruppiert gelagert. Hitzestabiles medizinisches Material wird in einem nahgelegenen Lagerraum gelagert, der nicht klimatisiert ist. Die Zentralapotheke beliefert nun wieder das Spital und die Gesundheitszentren.

So wird die Kühlkette aufrecht erhalten

Eine besondere Herausforderung bei der Lieferung von Arzneimitteln ist es, die Kühlkette vom Herstellungsort bis zu den Patienten und Patientinnen aufrecht zu erhalten. Der Transport von Bordeaux nach Bangui erfolgt daher in thermoisolierten Boxen, die mit Kühlelementen gekühlt werden. Die Temperatur wird dabei ständig von elektrischen Thermometern gemessen, die nach dem Transport abgelesen werden. Dadurch wird sichergestellt, dass sich die gekühlte Ware ständig zwischen zwei und acht Grad befindet.

Neben Impfstoffen, Insulin und Laborartikeln, die gekühlt gelagert werden müssen, haben wir in Paoua auch einen großen Vorrat an Schlangenseren, weil es hier viele giftige Schlangen gibt. Zurzeit ist aber die Tollwut ein Riesenproblem. Im Frühjahr sind nach bewaffneten Auseinandersetzungen viele Menschen nach Paoua geflüchtet. Die Menschen kehrten, nach dem sich die Lage besserte, oftmals in ihre Dörfer zurück und ließen dabei ihre Haustiere, meist Hunde, zurück. Die streunenden Hunde stellen ein großes Problem dar. Viele Menschen werden gebissen und dann von uns im Spital versorgt. Nach einem Biss eines tollwütigen Tieres ist eine Immunisierung die einzige Rettung.

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