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Noma ist eine vernachlässigte Krankheit und betrifft vor allem Menschen in Armut. Es ist eine infektiöse bakterielle Erkrankung, die als Zahnfleischentzündung beginnt. Die Infektion zerstört sehr schnell Knochen und Gewebe und befällt Kiefer, Lippen, Wangen, Nase.
Es dauert nur wenige Tage bis Noma in den Gesichtern der Überlebenden zu starken Entstellungen führt. Die Entstellungen erschweren es, zu essen, zu sprechen, zu sehen, zu atmen. Zusätzlich leiden Überlebende unter Stigmatisierung.
An Noma erkranken vor allem Kinder unter sieben Jahren. Armut und ein schwaches Immunsystem sind die Hauptauslöser der Infektion, die zu Noma führen. Kinder mit Mangelernährung, schlechter Zahnpflege und Krankheiten wie Masern oder Malaria sind besonders anfällig.
Menschen, die Noma überleben, haben nur eine Möglichkeit auf ein besseres Leben: Sie müssen sich einer umfangreichen rekonstruktiven Operation unterziehen.
Bis zu 90% der an Noma Erkrankten sterben in den ersten zwei Wochen, wenn sie nicht rechtzeitig mit Antibiotika behandelt werden. Deshalb sind Früherkennung und Sensibilisierung für diese Krankheit, von der jedes Jahr schätzungsweise 140.000 Kinder betroffen sind, so wichtig.*
Am weitesten verbreitet ist Noma in einkommensschwachen Gebieten in Afrika und Asien. Noma war früher in Europa weit verbreitet, verschwand aber, als sich die Lebensbedingungen und der Zugang zur Gesundheitsversorgung verbesserten.
Die Krankheit wurde erstmals von Hippokrates im fünften Jahrhundert v. Chr. beschrieben. Die erste medizinische Beschreibung von Noma stammt aus dem Jahr 1595. Damals wurde sie als „Wasserkrebs“ bezeichnet. In Europa wurden während des Zweiten Weltkriegs auch Fälle in Konzentrationslagern gemeldet.
Symptome
Noma beginnt mit Gingivitis, einer Entzündung und Blutung des Zahnfleischs. In drei oder vier Tagen bildet sich ein Geschwür und Zahnfleisch und Wange beginnen anzuschwellen. Bevor eine Woche vergangen ist, hat die Krankheit das Wangengewebe so stark zerfressen, dass ein Loch entsteht. In den folgenden Tagen breitet sich die Infektion aus und je nachdem, wo die sie begonnen hat, zerstört sie schnell den Kiefer, die Lippen, die Wangen, die Nase oder die Augen.
Folgen
Viele Menschen, die Noma überleben, sind einem großen Risiko ausgesetzt, an Folgekomplikationen zu sterben. Sie erleben physische und psychische Folgen, die sie von ihren Gemeinschaften isolieren und psychische Gesundheitsprobleme verursachen können. Viele Menschen haben auch Schwierigkeiten beim Sprechen und Essen und sind in ihren Gemeinschaften aufgrund ihrer Gesichtsentstellung mit Stigmatisierung und Diskriminierung konfrontiert. Kinder können aufgrund ihrer sozialen Isolation oder durch die Auswirkungen von Kinderkrankheiten, die mit Noma in Verbindung stehen, wie Masern und Malaria, Entwicklungsverzögerungen erleiden.
Behandlung
Noma ist auf jeden Fall vermeidbar, aber nur, wenn die Krankheit selbst und die Behandlungsmaßnahmen bekannt sind. Ausgewogene Ernährung, Zahnpflege und Zugang zu medizinischer Versorgung und Impfungen gegen Kinderkrankheiten helfen, Noma zu vermeiden.
Noma ist behandelbar, wenn die Krankheit in den ersten Wochen erkannt und behandelt wird. Mit grundlegender Zahnpflege, Antibiotika und Wundbehandlung können Patient:innen in wenigen Wochen vollständig genesen. Andere Risikofaktoren, wie Mangelernährung oder Masern müssen bei einer Therapie ebenfalls berücksichtigt werden.
Menschen sterben an dieser leicht vermeidbaren und behandelbaren Krankheit aufgrund mangelnden Wissens. Die Früherkennung ist gering und wenn Noma einmal ausgebrochen ist, können sich viele Familien die Antibiotika-Behandlung nicht leisten. Die meisten Menschen mit Noma leben in armen und abgelegenen Gegenden, in denen der Zugang zu medizinischer und zahnmedizinischer Versorgung fast nicht vorhanden ist.
Über Noma ist wenig bekannt. Es entwickelt sich schnell, sodass die Eltern eines Kindes mit Noma die Krankheit meist nicht rechtzeitig erkennen. Sie suchen Hilfe in ihrer Gemeinde oder bei traditionellen Heiler:innen und verlieren dabei wertvolle Zeit und die Möglichkeit, die Infektion richtig zu behandeln.
*Diese Zahlen sind eine Schätzung, die die Weltgesundheitsorganisation (WHO) im Jahr 1994 vorgenommen hat. Die Tatsache, dass diese Daten seit mehr als 25 Jahren nicht mehr aktualisiert wurden, zeigt, wie vernachlässigt diese Krankheit und ihre Überlebenden sind.