99 Menschen aus Seenot im Mittelmeer gerettet

Etliche Frauen, Kinder und Männer werden noch vermisst und sind vermutlich ertrunken.
29.01.2018
Mittelmeer, 27. Jänner 2018: Dutzende Menschen schwammen bereits im Meer, als die „Aquarius“ sie gegen 9.30 Uhr erreichte.

99 Menschen wurden am Samstag vom Team des Such- und Rettungsschiffes „Aquarius“, das von SOS Méditerranée und Ärzte ohne Grenzen betrieben wird, aus einem gesunkenen Schlauchboot im Mittelmeer gerettet. Zwei Frauen konnten jedoch nur noch tot geborgen werden. Etliche Frauen, Kinder und Männer werden noch vermisst und sind vermutlich ertrunken.

„Es war dramatisch”, beschreibt Krankenschwerster Aoife Ni Mhurchu von Ärzte ohne Grenzen die Situation. „Viele haben dringend ärztliche Versorgung gebraucht. Es kamen immer neue Patienten und Patientinnen, die nicht bei Bewusstsein waren und nicht atmeten. “

Sechs kleine Kinder wurden wiederbelebt

Dutzende Menschen schwammen bereits im Meer, als das Rettungsschiff „Aquarius“ sie gegen 9.30 Uhr erreichte. Das Schlauchboot war zu diesem Zeitpunkt bereits ohne Luft. Das Rettungsteam ließ sofort Rettungsflöße zu Wasser und begann, Menschen aus dem Meer zu bergen.

Das medizinische Team von Ärzte ohne Grenzen konnte sechs kleine Kinder und eine Frau wiederbeleben. Zwei andere Frauen konnten trotz wiederholter Versuche leider nicht reanimiert werden. „Es ist herzzerreißend“, so Ni Mhurchu. „Diese beiden Frauen waren Mütter. Wir versuchen uns nun um ihre sehr kleinen Kinder zu kümmern, die an Bord der ‚Aquarius‘ sind.”

Medizinische Notfälle evakuiert

Alle medizinischen Notfälle wurden gemeinsam mit ihren Begleitpersonen mit einem italienischen Marinehubschrauber nach Sfax in Tunesien gebracht. Insgesamt waren das 16 Menschen, darunter die sechs wiederbelebten Kinder und mehrere Frauen mit Wasser in den Lungen. Das medizinische Team von Ärzte ohne Grenzen hat außerdem mehrere Menschen mit Verätzungen durch Benzin behandelt sowie Patienten und Patientinnen mit Unterkühlung. Viele der Überlebenden sind orientierungslos und verwirrt, nachdem sie Benzin eingeatmet haben, das in das Boot eingedrungen war.