DR Kongo: Ärzte ohne Grenzen weitet Ebola-Einsatz aus

Der Rückgang der neu registrierten Ebola-Fälle ist kein Grund zur Entwarnung: Im Behandlungszentrum in Mangina kommen weiterhin regelmäßig neue Patienten und Patientinnen an, deren Infektion offenbar von verschiedenen Übertragungsketten herrührt.

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05.09.2018
Ebola outbreak in Magina
Karin Huster/MSF
One of the first cured patients coming out of the treatment center (CTE.) Cheered by the health staff. Un des premiers guéris qui sort du CTE. Feté par le personnel de santé.

Die Zahl der neu registrierten Ebola-Fälle in der Demokratischen Republik Kongo ist in den vergangenen Tagen deutlich zurückgegangen – für die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen ist das aber kein Grund zur Entwarnung: Im Behandlungszentrum der Organisation in der Stadt Mangina kommen weiterhin regelmäßig neue Patienten und Patientinnen an, deren Infektion offenbar von verschiedenen Übertragungsketten herrührt. Möglicherweise bedeutet die geringere Zahl an registrierten Fällen, dass sich Patienten und Patientinnen mit Symptomen scheuen, in Behandlungszentren zu kommen oder sich nicht darüber im Klaren sind, wie wichtig dies ist. Derweil haben die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen von Ärzte ohne Grenzen damit begonnen, Erkrankte im Behandlungszentrum in Mangina mit den von den kongolesischen Behörden zugelassenen Medikamenten zu behandeln. Ärzte ohne Grenzen hat zudem eine weitere Einrichtung zur vorübergehenden Versorgung von Ebola-Patienten und -Patientinnen eröffnet. Insgesamt betreibt die Organisation zwei Einrichtungen für Ebola-Kranke und Verdachtsfälle in der Provinz Nordkivu und beschäftigt dort und in der Nachbarprovinz Ituri 337 Mitarbeitende in den Projekten zur Bekämpfung des Ebola-Ausbruchs.

Nach Angaben des kongolesischen Gesundheitsministeriums waren am 4. September insgesamt 124 Ebolafälle in den Provinzen Nordkivu und Ituri registriert worden, darunter 93 im Labor bestätigte Fälle und 31 wahrscheinliche Infektionen. 85 Personen sind gestorben, darunter 54 Menschen, bei denen eine Ebola-Infektion im Labor bestätigt wurde.

Unsicherheit behindert die Identifizierung von Übertragungsketten

Auch vier Wochen nach der offiziellen Ausrufung des Ausbruchs gibt die epidemiologische Situation in dem teilweise nicht zugänglichen Konfliktgebiet Anlass zur Sorge: Teams des kongolesischen Gesundheitsministeriums arbeiten noch immer daran, alle aktiven Übertragungsketten zu identifizieren. Das ist schwierig, da sich einige Infektionen in äußerst unsicheren Gebieten zugetragen haben. Diese Situation behindert die übliche Ermittlung der Infektionsketten und Kontaktpersonen sowie die Nachverfolgung ihres Gesundheitszustands. Seit Beginn des Ausbruchs wurden von den Teams des Gesundheitsministeriums mehr als 4.100 mögliche Kontaktpersonen von Infizierten ermittelt, mehr als 2.300 von ihnen werden derzeit regelmäßig aufgesucht.

Bis zum 3. September hat das Team von Ärzte ohne Grenzen im Behandlungszentrum von Mangina 65 Patienten und Patientinnen behandelt, deren Ebolainfektion im Labor bestätigt worden war. 29 von ihnen haben die Krankheit überstanden und konnten zu ihren Familien zurückkehren. Insgesamt wurden 124 Menschen mit Verdacht auf eine Ebola-Infektion in das Behandlungszentrum gebracht, um sie auf das Virus zu testen. Am 3. September befanden sich in der Einrichtung noch drei Ebola-Patienten und -patientinnen und zwei Menschen mit Verdacht auf eine Infektion. Die Einrichtung war am 14. August eröffnet worden und hat eine Kapazität von 68 Betten.

Neue Medikamente im Behandlungszentrum in Mangina eingesetzt

Seit dem 24. August bietet das Team den laut Behandlungsrichtlinien dafür zugelassenen Patienten und Patientinnen den Einsatz von Medikamenten an. Fünf verschiedene Medikamente – Favipiravir, Remdesivir, ZMapp, REGN3470-3471-3479 sowie mAb114 – sind von den zuständigen Behörden unter Beachtung eines spezifischen Behandlungsprotokolls zugelassen. Der Einsatz der Medikamente wurde sowohl vom kongolesischen Ethikrat sowie von einem Ethikrat von Ärzte ohne Grenzen für Patienten und Patientinnen mit bestätigter Ebolainfektion genehmigt. Sie werden umfassend aufgeklärt, bevor sie einer Behandlung zustimmen oder sie ablehnen. Die Ärzte und Ärztinnen werden von einem Wissenschaftskomitee unterstützt. Bislang haben 16 Patienten gemäß der Richtlinien Medikamente erhalten.

Ärzte ohne Grenzen hat jüngst die Erlaubnis erhalten, mit der Impfung von Gesundheitsmitarbeitern und -mitarbeiterinnen und anderen exponierten Personen auf der Strecke von Makeke nach Biakato entlang der Straße von Nordkivu nach Ituri zu beginnen. Schon im August hatten andere Organisationen unter Aufsicht der Weltgesundheitsorganisation an verschiedenen Orten mit der Impfung bestimmter Personen begonnen.

Neues Transitzentrum in Makeke, Isolationszelte in Uganda

Am 28. August haben die Teams von Ärzte ohne Grenzen in Makeke in Nordkivu, an der Grenze zu Ituri, ein medizinisches Transitzentrum mit sieben Betten eröffnet. In dieser Einrichtung können Menschen mit Verdacht auf eine Ebolainfektion isoliert und getestet werden. Falls der Test positiv ausfällt, werden sie in eines der beiden Behandlungszentren in Mangina oder der Großstadt Beni gebracht. Sowohl in Nordkivu (in Mangina und in Beni) als auch in Ituri (auf der Strecke von Makeke nach Mambasa) haben die Teams Gesundheitszentren besucht, Isolationsbereiche eingerichtet und das Personal im Umgang mit möglichen Ebolapatienten geschult.

In Uganda stehen Teams von Ärzte ohne Grenzen bereit, falls der Ausbruch sich über die Grenze hinweg ausbreiten sollte. In Bwera, einer Kleinstadt an der Grenze, sowie im regulären Projekt in Hoima haben sie jeweils ein Isolationszelt aufgebaut. Ebenso wurden alle sieben regulären Gesundheitsprojekte in Nordkivu und alle drei Projekte in Ituri mit Schutzanzügen und anderer Ausrüstung für den Fall einer Ausbreitung des Ausbruchs ausgestattet. Entsprechende Richtlinien und Maßnahmen zur verbesserten Hygienekontrolle sowie zur Infektionskontrolle wurden eingeführt.