Massenvergewaltigung in der Zentralafrikanischen Republik

In der Zentralafrikanischen Republik ist es zu einem weiteren schweren Vorfall sexueller Gewalt gegen Frauen gekommen. Opfer berichteten Ärzte ohne Grenzen von einer Massenvergewaltigung im Westen des Landes.
09.03.2018
Consequences of war for civilian population in Bangassou
Natacha Buhler/MSF
Bangassou – 8.8.2017 Surgery ward of Bangassou hospital.

In der Zentralafrikanischen Republik ist es zu einem weiteren schweren Vorfall sexueller Gewalt gegen Frauen gekommen. Opfer berichteten Ärzte ohne Grenzen von einer Massenvergewaltigung im Westen des Landes. Zehn vergewaltigte Frauen wurden im Krankenhaus in Bossangoa von Ärzte ohne Grenzen versorgt. Sie stammen aus dem 56 Kilometer entfernten Dorf Kiriwiri.

Die Frauen berichteten, dass sie außerhalb des Dorfes Wasser geholt, Wäsche gewaschen haben oder auf dem Weg zu ihren Feldern waren, als Männer einer lokalen bewaffneten Gruppe sie überfielen. Einige konnten fliehen, die Übrigen wurden den Berichten zufolge von den Männern in das Lager der Gruppe gebracht. Dort seien sie mehrfach vergewaltigt worden, bevor die Männer sie freiließen.

Die Opfer waren traumatisiert, berichtet Soulemane Amoin, die als Hebamme in der Klinik arbeitet. „Manche standen komplett unter Schock, andere waren wie paralysiert von Angst oder fanden es extrem schwer, über den Vorfall zu sprechen. Etliche der Frauen hatten frische Verletzungen durch Messer. Es war grauenvoll.“

Angst for weiteren sexuellen Angriffen

Die Tat hat sich den Frauen zufolge am 17. Februar ereignet. Die unsichere Lage, die Angst vor weiteren sexuellen Angriffen und vor gesellschaftlicher Ausgrenzung hielt die Opfer zunächst davon ab, medizinische Hilfe zu suchen. Am 3. März wurden sie von Mitarbeitern einer anderen Hilfsorganisation ins Krankenhaus in Bossangoa gebracht.

Das Team von Ärzte ohne Grenzen vor Ort ist in Sorge, dass weitere Frauen, die dringend Hilfe bräuchten, nicht zum Krankenhaus gelangen. „Dieser furchtbare Angriff macht deutlich, wie die Lebensrealität der Menschen in der Zentralafrikanischen Republik aussieht – insbesondere der Frauen und Kinder, die am stärksten gefährdet sind“, sagt Paul Brockmann, Landeskoordinator von Ärzte ohne Grenzen in der Zentralafrikanischen Republik. „Dies ist eine der Folgen der erneuten Welle wahlloser Gewalt, die Ende 2016 begonnen hat und unvermindert anhält.“

In den vergangenen sieben Monaten hat das Team von Ärzte ohne Grenzen in Bossangoa 56 Überlebende von Vergewaltigungen und sexuellen Übergriffen behandelt. In den ersten acht Monaten des Jahres 2017 waren es 13. Diese steigenden Zahlen spiegeln das Ausmaß der Gewalt in der Region wieder. Sie zeigen aber auch, dass Ärzte ohne Grenzen seine Arbeit zur Behandlung der Folgen von sexualisierter Gewalt intensiviert hat.

„Der Konflikt in der Zentralafrikanischen Republik eskaliert"

An mehreren Orten in der Zentralafrikanischen Republik versorgt Ärzte ohne Grenzen Überlebende von sexualisierter Gewalt. In Gesundheitseinrichtungen in der Stadt Bangui behandelten Teams von Ärzte ohne Grenzen im Jahr 2018 bisher jeden Monat im Durchschnitt mehr als 300 Patientinnen und Patienten wegen der Folgen solcher Gewalttaten.

„Der Konflikt in der Zentralafrikanischen Republik eskaliert. Es gibt immer weniger Gesundheitsversorgung, und die Infrastruktur im Land wird zerstört. Wir sind sehr besorgt, dass die Überlebenden stumm unter den Folgen von Vergewaltigungen leiden müssen, während die Zahl der Angriffe weiter steigt. Es muss etwas passieren“, sagt Brockmann.