Neue Ebola-Therapie ergänzt die traditionellen Behandlungsansätze

Die Epidemie ist noch nicht unter Kontrolle, und neue Fälle sind über 100 Kilometer vom Epizentrum entfernt aufgetreten. Ein neuer medizinischer Ansatz könnte den Kampf gegen Ebola nun effizienter gestalten.
11.10.2018
Ebola response in Mangina
Carl Theunis/MSF
Hygienist, Roger, prepares himself to go into the High Risk zone of the Ebola Treatment centre of Mangina. Everybody who goes in is only allowed to do so for a maximum for one hour. The personal protection equipment is hot, heavy and makes breathing difficult.

Am 1. August 2018 wurde im Nordosten der Demokratischen Republik Kongo der Ausbruch einer Ebola-Epidemie bestätigt: Es handelt sich um den 10. Ebola-Ausbruch im Land, den bereits zweiten in diesem Jahr. Ärzte ohne Grenzen hat schnell reagiert und in Zusammenarbeit mit dem kongolesischen Gesundheitsministerium einen Einsatz gestartet. Die Epidemie ist noch nicht unter Kontrolle, und neue Fälle sind über 100 Kilometer vom Epizentrum entfernt aufgetreten. Ein neuer medizinischer Ansatz könnte den Kampf gegen Ebola nun effizienter gestalten.

Der erste Ebola-Fall dieses Ausbruchs wurde in Mangina registriert, einer kleinen Stadt im Nordwesten von Beni. Das Virus breitete sich dann an anderen Orten in Nord-Kivu sowie in der Provinz Ituri nördlich von Nord-Kivu aus. Bis jetzt wurde über 181 Fälle berichtet, von denen 146 im Labor bestätigt wurden. 80 Menschen starben an der Epidemie, und 50 wurden geheilt.

„Die Anzahl bestätigter Ebola-Fälle steigt nicht sprunghaft an, aber die Lage ist nach wie vor beunruhigend. Es gibt bestätigte Fälle in großen Städten wie Beni und Butembo, aber auch an Orten, die weit weg vom Epizentrum nahe der ugandischen Grenze liegen. Das macht die Eindämmung der Epidemie so schwierig. Wie bei allen Ebola-Ausbrüchen sind Prognosen schwierig, aber wir sind bereit zu reagieren und das Gesundheitsministerium zu unterstützen, sobald neue Fälle auftreten”, erklärt Laurence Sailly, Notfallkoordinatorin von Ärzte ohne Grenzen.

Ärzte ohne Grenzen arbeitet zusammen mit dem Gesundheitsministerium in Ebola-Behandlungszentren in Mangina und Butembo in Nord Kivu und in Tchomia, nahe der ugandischen Grenze. Tchomia wurde nach einem neu bestätigen Fall in der Region schnell errichtet. Ein Erkundungsteam von Ärzte ohne Grenzen hat vor Ort eine Untersuchung durchgeführt. Ärzte ohne Grenzen leistet Präventionsmaßnahmen und informiert die Bevölkerung, um Gesundheitseinrichtungen zwischen den betroffenen Städten zu schützen.

Fortschritte in der Therapie

Fortschritte in der Therapie könnten den Kampf gegen die Epidemie nun auch effizienter gestalten: Zum Beispiel werden Blutproben von Verdachtsfällen jetzt in Labors innerhalb der Ebola-Behandlungszentren vor Ort untersucht. Dadurch können die Teams schneller auf den Zustand der Patienten und Patientinnen reagieren.

Zum ersten Mal werden auch fünf neue Medikamente eingesetzt, um die Patienten und Patientinnen zu behandeln. Durch die Durchführung der Bluttests in den Behandlungszentren können neu bestätigte Fälle diese neuen Medikamente innerhalb von 24 Stunden nach der Feststellung ihres Status erhalten.

In Thomia, wo es zunächst kein Behandlungszentrum gab, war der erste Patient innerhalb von 72 Stunden in Behandlung. Die Sterblichkeitsrate unter Ebola-Patienten und -Patientinnen ist sehr hoch – sie beträgt ca. 50 Prozent. Diese Medikamente haben das Potential, die Überlebenschancen zu erhöhen.

Zugang zu lebensrettenden Medikamenten ausgebaut

„Es ist sehr erfreulich, dass wir fünf vielversprechende Wirkstoffmoleküle gefunden haben, auch wenn es derzeit noch keinen wissenschaftlichen Beweis dafür gibt, dass diese wirksam sind. Aber es ist ein Schritt vorwärts. Wir können Ebola-Patienten und -Patientinnen Zugang zu potentiell lebensrettenden Medikamenten bieten, während wir uns auf die klinischen Studien vorbereiten, die hoffentlich deren Effizienz und Sicherheit bestätigen werden,“ erklärt die Ärztin und Ebola-Expertin Hilde de Clerk von Ärzte ohne Grenzen.

Da dieser Teil der Demokratischen Republik Kongo sehr dicht bevölkert ist und entlang einer stark frequentierten Handelsroute liegt, ist es sehr schwierig, alle Übertragungswege zu identifizieren und zurückzuverfolgen. „Ein Schlüssel zum Erfolg im Kampf gegen Ebola ist eine schnelle Reaktion,“ erklärt Laurence Sailly. „Immer wenn ein Ebola-Fall entdeckt wird, wird ein kleines multidisziplinäres Einsatzteam bestehend aus einer Krankenschwester, einem Epidemiologen, einer Logistikerin, einem Gesundheitspromoter und einer Ärztin schnellstmöglich entsandt, um an diesem neuen Ort zu arbeiten und einen größeren Einsatz vorzubereiten.“ Ärzte ohne Grenzen hat solche Teams unmittelbar nach Bekanntwerden von Ebola-Fällen auch nach Luoto und Tchomia entsandt.

Ebola-Impfstoff rVSVDG-ZEBOV im Einsatz

Sofort nachdem die Epidemie ausgerufen wurde, wurden Impfaktionen mit dem Ebola-Impfstoff rVSVDG-ZEBOV eingeleitet. Die WHO und das Gesundheitsministerium verabreichen allen Menschen, die in Kontakt mit Ebola-Patienten und –Patientinnen waren die Impfung. Zusätzlich führt Ärzte ohne Grenzen auch Impfaktionen für Gesundheitspersonal durch, das ein höheres Infektionsrisiko hat. Insgesamt wurden bisher 13.750 Menschen geimpft.

Neben den neuen Ansätzen in der Therapie sind weiterhin die traditionellen Pfeiler der Ebola-Bekämpfung wie die Isolierung von erkrankten Menschen und strikte Vorsorgemaßnahmen essentiell. Obwohl der Zugang zu bestimmten Gegenden in dieser instabilen und unsicheren Region manchmal schwierig ist, spielen die Untersuchung von neuen Verdachtsfällen und die Zurückverfolgung von Kontakten eine große Rolle.