Neuer Impfstoff verspricht Hoffnung im Kampf gegen schwere Durchfallerkrankungen

Der im Niger getestete neue Impfstoff gegen Rotaviren könnte in Subsahara-Afrika zahlreiche Todesfälle infolge von Durchfallerkrankungen verhindern. Durchfall ist die zweithäufigste Todesursache bei Säuglingen und Kindern.
23.03.2017
Séverine Bonnet
10-week-old Nana Hanissa receives her second dose of the rotavirus vaccine (or placebo). She will be given the third and final dose at 14 weeks of age.

In Niger ist ein neuer Impfstoff gegen Rotaviren erfolgreich getestet worden, wie die internationale medizinische Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen/Médecins Sans Frontières (MSF) heute verlauten ließ. Die Impfung könnte in Subsahara-Afrika zahlreiche Todesfälle infolge von Durchfallerkrankungen verhindern.

Rotaviren sind die häufigste Ursache von schwerem Durchfall. Jeden Tag sterben weltweit ungefähr 1.300 Kinder an den Folgen solcher Erkrankungen, die Mehrheit davon in Subsahara-Afrika. Laut den Ergebnissen einer im Niger durchgeführten klinischen Studie, die im New England Journal of Medicine vom 23. März 2017 veröffentlicht wurden, hat sich ein unter der Bezeichnung BRV-PV bekannter Impfstoff als sicher und wirksam gegen Rotaviren erwiesen. Für Ärzte ohne Grenzen besonders wichtig ist die Tatsache, dass der Impfstoff an die besonderen Bedingungen in Subsahara-Afrika angepasst wurde.

Durchfall ist zweithäufigste Todesursache bei Säuglingen und Kindern

Durchfall ist die zweithäufigste Todesursache bei Säuglingen und Kindern. Die meisten dieser Todesfälle werden in Ländern mit niedrigem Einkommen verzeichnet, wo die Menschen nur begrenzten Zugang zu Wasser und sanitären Anlagen haben und sich eine medizinische Versorgung nicht leisten können. Präventionsmassnahmen wie Impfkampagnen haben hier enorme Auswirkungen.

„Der neue Impfstoff ist extrem vielversprechend und könnte gerade für Kinder in ärmeren Ländern große Verbesserungen bringen“, freut sich Micaela Serafini, medizinische Leiterin von Ärzte ohne Grenzen. Tatsächlich sind bereits zwei Impfstoffe erhältlich, die jedoch beide eine durchgehende Kühlkette erfordern. Der größte Vorteil des neuen Impfstoffes ist, dass er hitzestabil ist und deshalb nicht gekühlt gelagert werden muss. Dies erleichtert den Transport und die Lagerung, insbesondere in abgelegenen Regionen, die nur schwer zugänglich sind. Der Impfstoff ist außerdem erschwinglich – mit einem Preis von 2,50 US-Dollar ist er deutlich günstiger als die herkömmlichen Impfstoffe. Dies dürfte eine rasche Aufnahme in Standard-Impfprogramme ermöglichen. Schließlich wird der neue Impfstoff, der vom Serum Institute of India hergestellt wird, auch Versorgungsengpässe bei den bestehenden Impfungen überbrücken.

4.000 Kinder an Wirksamkeitsstudie im Niger beteiligt

Die in der Region Maradi in Niger durchgeführte Wirksamkeitsstudie, bei der rund 4.000 Kinder unter zwei Jahren beteiligt waren, wurde kürzlich abgeschlossen. Für die Studie arbeitete Epicentre, die Forschungsabteilung von Ärzte ohne Grenzen, Hand in Hand mit dem Gesundheitsministerium in Niger, dem Serum Institute of India Pvt Ltd, dem Cincinnati Children's Hospital sowie weiteren Partnern. Die nun veröffentlichten Ergebnisse zeigen, dass es beim neuen Impfstoff keine Sicherheitsbedenken gibt und er gegen schwere Gastroenteritis gut wirkt.

Der Impfstoff wird derzeit von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) geprüft. Sobald er zugelassen wird, kann er in Ländern mit niedrigem Einkommen zu einem erschwinglichen Preis eingeführt werden. „Der Erfolg dieser Studie zeigt, dass es sich lohnt, in die Forschung von Impfstoffen, die speziell für ärmere Länder geeignet sind, zu investieren“, so Serafini. „Je schneller der Impfstoff von der WHO zugelassen wird, desto eher kann er in Ländern, die ihn dringend benötigen, eingesetzt werden und den Tod tausender Kinder verhindern.“