Syrien: Tote und Verletzte nach Luftangriff auf ein von Ärzte ohne Grenzen unterstützes Krankenhaus

01.04.2017
Nach dem Luftangriff auf das Latamneh-Krankenhaus gibt es Anzeichen für den Einsatz chemischer Waffen.
 East Aleppo –  Inside a hospital destroyed by an airstrike
KARAM ALMASRI
The road in front of the hospital hit by airstrikes on 17 November 2016.

Nach einem Luftangriff in Syrien, bei dem am 25. März ein von der internationalen medizinischen Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen unterstütztes Krankenhaus getroffen wurde, gibt es Anzeichen für den Einsatz chemischer Waffen.

Das Latamneh-Krankenhaus im Gouvernement Hama wurde am 25. März gegen 18 Uhr von einem Hubschrauber aus angegriffen, eine Bombe traf den Eingang des Gebäudes. Informationen, die vom medizinischen Personal des Krankenhauses gesammelt wurden, deuten darauf hin, dass bei dem Angriff chemische Waffen verwendet wurden: Unmittelbar nach dem Angriff berichteten Patienten und Mitarbeiter über akute Atembeschwerden sowie Brennen der Schleimhäute – Symptome, die typisch für chemische Waffen sind. Zwei Menschen starben, darunter auch Dr. Darwish, der orthopädische Chirurg des Krankenhauses. 13 Personen wurden zur Behandlung in andere Einrichtungen verlegt.

„Nach dem Tod von Dr. Darwish gibt es nun nur noch zwei orthopädische Chirurgen für eine Bevölkerung von rund 120.000 Menschen“, sagt Massimiliano Rebaudengo, Einsatzleiter von Ärzte ohne Grenzen in Nord-Syrien. Nach dem Angriff war das Krankenhaus drei Tage lang außer Betrieb, danach wurde die Notaufnahme wieder geöffnet.

Das Latamneh-Krankenhaus befindet sich wenige Kilometer von der Frontlinie zwischen Regierungstruppen und bewaffneten Oppositionskräften, und bietet rund 8.000 Menschen eine medizinische Versorgung. Vor dem Angriff hatte das Krankenhaus eine Notaufnahme und eine stationäre Abteilung und bot Patienten und Patientinnen sowohl allgemeine als auch orthopädische Chirurgie.

Angriffe auf Krankenhäuser gängige Praxis

„Die Bombardierung von Krankenhäusern bleibt in Syrien eine gängige Praxis, obwohl das humanitäre Völkerrecht sie verbietet. Die Gesundheitsversorgung ist von diesen wiederholten Angriffen stark betroffen", sagt Rebaudengo. Trotz neuer Friedensgespräche zwischen den Kriegsparteien, die im Januar begannen, kommt es in Syrien an mehreren Fronten zu verstärkten Kämpfen. Im Gouvernement Hama mussten in letzter Zeit 40.000 Menschen vor den Kämpfen fliehen.

Im vergangenen Jahr hat Ärzte ohne Grenzen in Syrien Berichte über mindestens 71 Angriffe auf 32 verschiedene von der Hilfsorganisation betriebene oder unterstützte Gesundheitseinrichtungen dokumentiert. Erst am 22. Februar wurde eine von Ärzte ohne Grenzen unterstützte Gesundheitseinrichtung im Gouvernement Idlib von Raketen getroffen, dabei wurden sechs Menschen getötet und 33 verwundet.

Ärzte ohne Grenzen betreibt in Nordsyrien vier Gesundheitseinrichtungen und unterstützt landesweite mehr als 150 Gesundheitseinrichtungen.