Afghanistan: Ärzte ohne Grenzen behandelt Verletzte nach Protesten in Kundus

14 chirurgische Eingriffe innerhalb von 24 Stunden
26.02.2012
Afghanistan 2011
Michael Goldfarb
Kundus, Afghanistan, 01.12.2011: Das chirurgische Team von Ärzte ohne Grenzen bei einer Operation im Krankenhaus von Kundus.

Nach gewaltsamen Protesten im Zusammenhang mit Berichten über Koran-Verbrennungen auf dem Luftwaffenstützpunkt Bagram behandelt Ärzte ohne Grenzen/Médecins Sans Frontières (MSF) 50 Verletzte im chirurgischen Krankenhaus in der Provinz Kundus im Norden Afghanistans.

Seit erstmals über Koran-Verbrennungen berichtet wurde, kam es in der vergangenen Woche im ganzen Land zu heftigen Protesten. In Kundus kam es am Samstag zu gewalttätigen Ausschreitungen, als die Demonstranten versuchten, das Gelände der Vereinten Nationen zu stürmen. 

Viele Schusswunden

„Es ging alles sehr schnell. Als die Gewaltausbrüche begannen, kamen innerhalb einer Stunde fast 30 Menschen. Die meisten von ihnen waren in kritischem Zustand und mussten sofort behandelt werden“, sagt Silvia Dallatomasina, medizinische Koordinatorin von Ärzte ohne Grenzen in Kundus.

Von den 50 behandelten Patienten mussten 39 im chirurgischen Spital von Ärzte ohne Grenzen aufgenommen werden. Die meisten von ihnen hatten Schusswunden. Drei Patienten erlagen ihren Verletzungen, die anderen wurden behandelt und stabilisiert, oder in das regionale Krankenhaus überwiesen. Die chirurgischen Teams von Ärzte ohne Grenzen führten im Laufe des Tages und der Nacht 14 Operationen durch, darunter gefäßchirurgische Eingriffe und die Versorgung von Brüchen. 

Ärzte ohne Grenzen in Afghanistan

Seit August 2011 betreibt Ärzte ohne Grenzen ein chirurgisches Krankenhaus in Kundus. Der Schwerpunkt liegt auf chirurgischer Nothilfe und Nachbehandlung für Opfer des Konflikts, sowie für Menschen mit lebensbedrohlichen Verletzungen. Hunderte Menschen sind seit der Eröffnung behandelt worden. Das Spital ist das einzige auf Chirurgie spezialisierte Krankenhaus im Norden Afghanistans. 

Um die Sicherheit der Patienten und Patientinnen zu gewährleisten, gilt in allen Einrichtungen, in denen Teams von Ärzte ohne Grenzen in Afghanistan arbeiten, ein striktes Waffenverbot. 

Ärzte ohne Grenzen arbeitet auch im Ahmed Shah Baba-Krankenhaus in Kabul und im Boost Krankenhaus in Lashkar Gah, der Hauptstadt der Provinz Helmand. In beiden Einrichtungen unterstützen die Teams alle Abteilungen. Die medizinische Versorgung durch Ärzte ohne Grenzen ist an allen Einsatzorten in Afghanistan kostenlos. In der Provinz Khost ist für 2012 die Eröffnung einer Klinik für Geburtshilfe geplant. 

Ärzte ohne Grenzen verwendet für den Einsatz in Afghanistan ausschließlich private Spenden und nimmt keinerlei staatliche Gelder an.