Elfenbeinküste: Übersicht über Aktivitäten von Ärzte ohne Grenzen

07.04.2011
Teams leisten medizinische Hilfe und unterstützen Krankenhäuser
Liberia 2011
Katrin Kisswani/MSF
Nimba, Liberia, 19.02.2011: In mobilen Kliniken betreut Ärzte ohne Grenzen auch ivorische Flüchtlinge.

Anlässlich der Krise nach den Wahlen in Côte d’Ivoire (Elfenbeinküste) hat Ärzte ohne Grenzen/Médecins Sans Frontières (MSF) seine Hilfsaktivitäten im Land im Dezember 2010 wieder aufgenommen. Die Teams leisten medizinische Hilfe und unterstützen Krankenhäuser an verschiedenen Orten der Elfenbeinküste und auf der anderen Seite der Grenze im benachbarten Liberia.

Abidjan

In Abidjan ist die humanitäre Lage der Menschen, die im anhalten Konflikt gefangen sind, sehr beunruhigend. Bewegungsfreiheit ist in Abidjan aufgrund der fehlenden Sicherheit nach wie vor entweder sehr eingeschränkt oder ganz unmöglich, was es Patienten und Patientinnen fast unmöglich macht, in ein Krankenhaus zu gelangen und Gesundheitspersonal, zu den Patienten durchzukommen. Ärzte ohne Grenzen macht sich große Sorgen, dass viele Verletzte und Patienten, die an akuten oder chronischen Krankheiten leiden, keinen Zugang zu einer adäquaten Behandlung haben.

Ein Team von Ärzte ohne Grenzen arbeitet im Abobo Süd-Krankenhaus in Zusammenarbeit mit den Gesundheitsbehörden rund um die Uhr. Das Krankenhaus ist das einzige noch funktionierende Krankenhaus im Norden der Stadt. Durchschnittlich werden dort täglich zwischen 25 und 30 Verletzte behandelt. Da die Krankenwagen derzeit in Abidjan nicht fahren können, handelt es sich hierbei entweder um Patienten, die in der Nähe des Krankenhauses leben und dieses selbst erreichen können, oder sie werden mit Autos oder sogar Schubkarren gebracht.

Am 3. April konnte Ärzte ohne Grenzen mithilfe des ivorischen Roten Kreuzes medizinisches Material zur Behandlung von 50 Verletzten in das Allgemeine Krankenhaus in Treichville im Süden von Abidjan liefern. Am 6. April hat Ärzte ohne Grenzen weiteres medizinisches Material in das Krankenhaus gebracht. Aber viele weitere Spitäler der Stadt haben tagelang keine Materiallieferungen mehr erhalten. Sobald es die Sicherheitslage erlaubt, wird Ärzte ohne Grenzen daher weitere schnelle Materiallieferungen durchführen und bei akuten Notfällen medizinische Hilfe leisten.

Die angespannte Sicherheitslage in Abidjan hat auch etwa eine Million Menschen in die Flucht gezwungen, die in Richtung Norden der Stadt oder in weiter entlegene Dörfer fliehen.

Die Teams haben an vielen Orten im Westen des Landes, wo die Menschen sehr stark von der Gewalt betroffen waren, erste Hilfe und weitere medizinische Hilfe geleistet.

Bangolo, Duékoué

Zwischen dem 28. und 31. März während der Kämpfe zwischen Pro-Outtara-Truppen und Gbagdo-treuen Truppen in Guiglo, Doala, Douékoué und Bloléquin wurden viele Verwundete von einem Ärzte ohne Grenzen-Chirurgenteam in Bangolo und von einem weiteren medizinischen Team in Duékoué behandelt. Seit die Kämpfe zwischen den bewaffneten Gruppen aufgehört haben, wurden dennoch neue Verletzte behandelt, was darauf hindeutet, dass die Lage nach wie vor unklar ist und Gewalt nach wie vor ein großes Problem darstellt. Zwischen dem 28. März und dem 5. April wurden im Duékoué-Gesundheitszentrum 285 Verletzte behandelt. In Bangolo wurden 150 Verletzte operiert. Ärzte ohne Grenzen hat auch Spitäler in Danané und Man mit medizinischem Material versorgt.

In Duékoué, einer Stadt, in der einige Nachbarschaften geplündert wurden, bietet Ärzte ohne Grenzen in einer katholischen Missionsstation medizinische Basisgesundheitsversorgung an. Mehr als 20.000 Vertriebene haben in den Gebäuden der Mission Zuflucht gesucht. Manche dieser Menschen sind bereits seit Jänner dort, weil sie zu große Angst haben, das Gelände zu verlassen, und benötigen Wasser und Nahrung.

Teams von Ärzte ohne Grenzen leisten auch im Cocoma-Gesundheitszentrum in Duékoué Basisgesundheitsversorgung und haben den Operationssaal im Krankenhaus von Duékoué wieder aufgebaut, nachdem dieser im Dezember geplündert worden war.

In Guiglo, wo 15.000 bis 20.000 Vertriebene bei Gastfamilien Zuflucht gefunden haben, bietet Ärzte ohne Grenzen medizinische Versorgung in einem Gesundheitszentrum im Bezirk Nicla und in einem Vertriebenenlager in der Nähe der Kirche Nazareth, wo 2.000 Vertriebene leben, an.

Außerdem organisiert Ärzte ohne Grenzen in Bangolo, Bin-Houyé, Gleupleu und Zouan-Hounien zwei Mal pro Woche mobile Kliniken, die jeweils zwischen 50 und 100 Patienten behandeln.

Liberia

Zehntausende Ivorer und Ivorerinnen sind über die Grenze nach Liberia geflohen. Die Mehrheit der Flüchtlinge lebt verteilt bei Gastfamilien in Dörfern in Nimba County. Dieser große Anstieg der Bevölkerung setzt die lokalen Gemeinschaften unter Druck und macht den ohnehin eingeschränkten Zugang zu Basisversorgung wie Wasser und Nahrung noch schwieriger.

Die UNO hat ein Flüchtlingslager für 15.000 Menschen in Nimba County aufgebaut. Bis jetzt leben dort 2.000 Menschen. Einige Flüchtlinge haben in den vergangenen Wochen begonnen, in ihre Heimatdörfer zurückzukehren. Eine neue Flüchtlingswelle hat Grand Gedeh County, südlich von Nimba erreicht. MSF-Teams organisieren für die lokale Bevölkerung und die Flüchtlinge an mehreren Orten beider Regionen mobile Kliniken, die pro Tag und Ort im Durchschnitt 80 Patienten und Patientinnen behandeln. Malaria, Durchfallserkrankungen, Atemwegs- und Hautinfektionen sind die am meisten diagnostizierten Erkrankungen.

Derzeit arbeiten 45 internationale Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen von Ärzte ohne Grenzen gemeinsam mit 150 ivorischen Mitarbeitern in Côte d’Ivoire. Das Ärzte ohne Grenzen-Team in Liberia umfasst 10 internationale und 30 liberianische Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen.

Ärzte ohne Grenzen ist eine unparteiische medizinische Hilfsorganisation und verhält sich bei seinen Einsätzen strikt neutral. Die Hilfe in Côte d’Ivoire (Elfenbeinküste) wird ausschließlich aus privaten Spenden finanziert, wodurch die völlige Unabhängigkeit gewährleistet wird.