Griechenland: Ärzte ohne Grenzen fordert sofortige Öffnung der „Hotspots“

19.05.2016
Ärzte ohne Grenzen verweist erneut auf die unwürdigen Bedingungen der Inhaftierungen und fordert eine sofortige Öffnung der „Hotspots“.

Athen, am 18. Mai 2016: Zwei Monate nach Inkrafttreten des EU-Türkei-Abkommens verschlechtert sich die Lage der Geflüchteten weiterhin, die auf den griechischen Inseln inhaftiert sind. Ärzte ohne Grenzen verweist erneut auf die unwürdigen Bedingungen der Inhaftierungen und fordert eine sofortige Öffnung der „Hotspots“.

Seit dem 20. März werden Flüchtende nach ihrer Ankunft auf den griechischen Inseln in Internierungslager gebracht. Unter ihnen sind Frauen, Kleinkinder und zahlreiche unbegleitete Minderjährige, für die keinerlei besondere Schutzmaßnahmen vorgesehen sind.

Internierungen illegal und nicht akzeptabel

Rechtlich ist die Internierung in den „Hotspots“ auf 25 Tage begrenzt – diese Vorgabe wird jedoch nicht erfüllt. Die Art und Weise dieser Internierungen ist somit nicht nur völlig inakzeptabel, sondern auch illegal. In einigen Lagern ist die Zahl der inhaftierten Menschen inzwischen doppelt so hoch wie ursprünglich vorgesehen. Männer und Frauen haben keine Möglichkeit, getrennt voneinander zu wohnen, und leben unter zunehmend prekären Bedingungen. Dennoch bringen die griechischen Behörden weiterhin Menschen in die bereits überfüllten Lager.

Wie Teams von Ärzte ohne Grenzen erfahren haben, sind Wasser und Unterkünfte in einigen Zentren knapp, sanitäre Einrichtungen sind unhygienisch und in einem schlechten Zustand und Nahrungsmittel werden planlos verteilt. Die Teams sehen immer mehr Menschen, die unter Stress leiden und gewaltsam verursachte Wunden haben. Bereits vorhandene, große Spannungen eskalieren überall, weil die Zentren überfüllt sind und die Menschen immer länger inhaftiert sind. Gleichzeitig erhalten die Menschen sehr wenige Informationen, obwohl diese ihnen helfen würden, zumindest ein Stück weit eine Zukunft für sich zu planen.

Lager müssen geöffnet werden

Infolge der Inhaftierungen verschärft sich die Situation für die Flüchtenden, die zunehmend unmenschlich und erniedrigend behandelt werden. Die Lager müssen unbedingt geöffnet werden, so dass zumindest ein Teil ihres Leids gelindert wird und die Menschen sich frei auf den Inseln bewegen können.

Aus Protest gegen das EU-Türkei-Abkommen sowie die damit einhergehende Instrumentalisierung der humanitären Hilfe durch die EU hat Ärzte ohne Grenzen alle Aktivitäten im "Hotspot" Moria auf der Insel Lesbos Ende März beendet – einige Tage nach Inkrafttreten des Abkommens. Dazu gehörten der Transport von Flüchtlingen mit Bussen in das Zentrum, die Verbesserung der Wasser- und Sanitärversorgung sowie die medizinische Hilfe in einer Klinik innerhalb des Lagers. Ärzte ohne Grenzen war seit Juli 2015 im Lager Moria auf Lesbos tätig. Die Hilfe umfasste neben medizinischen Behandlungen auch psychologische Betreuung, das Verteilen von Hilfsgütern sowie Aktivitäten zur Verbesserung der Hygiene.