Irak: Ärzte ohne Grenzen fordert Respekt vor medizinischen Einrichtungen

18.06.2014
Artillerieangriff auf eine Klinik von Ärzte ohne Grenzen in Tikrit
Ärzte ohne Grenzen verteilt in Bashiqa im Nordirak Hilfsgüter an 250 geflüchtete Familien.
Bashiqa, Irak, 16.06.2014: Ärzte ohne Grenzen verteilt in Bashiqa im Nordirak Hilfsgüter an 250 geflüchtete Familien.

Genf/Wien, am 18. Juni 2014 - Ein Artillerieangriff auf eine Klinik von Ärzte ohne Grenzen/Médecins Sans Frontières (MSF) in der irakischen Stadt Tikrit hat am 13. Juni schwere Schäden verursacht und behindert die medizinische Versorgung von rund 40.000 Menschen, die im Zuge der Verschärfung des Irak-Konflikts vertrieben worden sind. Die internationale Hilfsorganisation ruft alle Konfliktparteien dazu auf, Zivilisten und medizinische Einrichtungen zu respektieren. 

„Direkte oder indirekte Angriffe auf Gesundheitspersonal und medizinische Einrichtungen gefährden die medizinische Hilfe“, sagt Fabio Forgione, der Einsatzleiter von Ärzte ohne Grenzen im Irak. „Diese Angriffe hindern uns daran, zu den Patienten zu gelangen und gefährden die Sicherheit unseres Personals und der Patienten.“

Hunderttausende Menschen auf der Flucht

Die humanitäre Situation im Irak ist angesichts der anhaltenden Gewalt äußerst besorgniserregend, insbesondere im nordöstlich gelegenen Mosul und im Gouvernement al-Anbar im Westen des Landes. „Hunderttausende Menschen sind aus Mosul und dem Gouvernement al-Anbar geflohen“, berichtet Forgione. „Sie leben unter sehr schwierigen Bedingungen, sind in Schulen, Moscheen, Baustellen oder bei Verwandten untergekommen und brauchen dringend Wasser, Nahrung und medizinische Versorgung. Unter solchen Bedingungen, wenn selbst Gesundheitseinrichtungen unter Beschuss sind, ist jegliche medizinische Hilfe aber mit großen Schwierigkeiten verbunden.“

Mobile Kliniken & Hilfsgüter für Familien

Trotz der äußerst heiklen Sicherheitslage verteilten Teams von Ärzte ohne Grenzen am 15. Juni in der Stadt Bashiqa in Mosul Hilfsgüter an 250 Familien. In Bashiqa und Tess-Kharab, im Gebiet zwischen Erbil und Mosul, betrieben Teams der Organisation zudem mobile Kliniken, um die Vertriebenen medizinisch zu versorgen. In den kommenden Tagen wird Ärzte ohne Grenzen die Aktivitäten im Irak verstärken und mobile Kliniken zwischen Dohuk und Mosul einrichten, wo tausende Vertriebene Zuflucht suchen. Die Organisation plant zudem die Eröffnung einer Klinik in Kirkuk und wird die chirurgischen Teams in Tikrit und Hawijah verstärken. Wenn die Sicherheitslage es erlaubt, wird Ärzte ohne Grenzen auch weiterhin Hilfsgüter an besonders bedürftige Vertriebene in den Einsatzgebieten der Organisation verteilen.

Bereits seit April leisten Teams der Organisation in Tikrit Hilfe für Vertriebene, die in den vergangenen Monaten aus Falludscha geflohen sind. Allein im April hat Ärzte ohne Grenzen 3.000 Familien mit Hilfsgütern wie Hygieneartikel und Decken versorgt.

Ärzte ohne Grenzen ist seit 2006 im Irak tätig. Trotz des anhaltenden Konflikts, der die Arbeit humanitärer Hilfsorganisationen stark erschwert, bemüht sich Ärzte ohne Grenzen, medizinische Hilfe für die irakische Bevölkerung zu leisten. Zur Wahrung ihrer Unabhängigkeit und Neutralität akzeptiert die Organisation für die Finanzierung der Hilfsprogramme im Irak keinerlei Mittel von Regierungen, religiösen Institutionen oder internationalen Agenturen. Die Projekte werden ausschließlich aus privaten Spenden finanziert. Derzeit sind rund 300 Mitarbeiter für Ärzte ohne Grenzen im Irak tätig.