Jahresrückblick 2011 in Bildern

13.12.2011
Eine Rückschau auf einige herausragende Hilfseinsätze des Jahres 2011 in 12 anschaulichen Fotos
Jahresrueckblick 2011

Eine schwere Choleraepidemie in Haiti, Gewalt und Unruhen im Zuge des „Arabischen Frühlings“, Erdbeben und Tsunamis in Japan, gewaltsame Konflikte in Côte d’Ivoire (Elfenbeinküste) und Libyen, eine Ernährungskrise ungeahnten Ausmaßes in Somalia, massive Geldprobleme des Globalen Fonds zur Bekämpfung von Aids, Tuberkulose und Malaria – dies ist ein kleiner Auszug aus den humanitären Krisen, die die Teams von Ärzte ohne Grenzen im Jahr 2011 beschäftigten.

Eine Fotoreportage in 12 Bildern, die stellvertretend für die Arbeit von Ärzte ohne Grenzen in den vergangenen 12 Monaten stehen.

Rückblick 2011
13.12.2011
Haiti 2011
Ron Haviv/VII
Port Au Prince, 24.11.2010: Jänner | In Haiti wütet die Cholera Ein Jahr nachdem ein verheerendes Erdbeben in Haiti geschätzte 222.000 Menschen getötet und 1,5 Millionen obdachlos zurückgelassen hat, leidet der Karibikstaat seit Oktober 2010 auch noch unter einer schrecklichen Cholera-Epidemie, die sich rasant ausbreitet. Die Teams von Ärzte ohne Grenzen unterstützen im Jänner 2011 landesweit fast 50 Cholera-Behandlungszentren, in denen seit Ausbruch der tödlichen Krankheit mehr als 91.000 Menschen behandelt wurden. Einsatzteams beliefern außerdem Stationen, an denen Menschen mit Rehydrationslösung versorgt werden. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter arbeiten dabei auch in Gebieten, in denen sich die Epidemie noch nicht so stark ausgebreitet hat und in abgelegenen Regionen oder in Dörfern, in denen es nicht genügend Gesundheitseinrichtungen gibt.
Tunesien 2011
Naoufel Dridi/MSF
Ras Ajdir, 01.03.2011: Februar | Beginn der Proteste in Arabischen Ländern Nach gewalttätigen Zusammenstößen in Folge der Proteste der Bevölkerung in Ländern des Nahen Ostens und des Mittelmeerraums helfen Notfallteams von Ärzte ohne Grenzen dabei, Lücken in der Versorgung Verletzter zu schließen. Die Organisation kann in einigen Ländern Gesundheitseinrichtungen besuchen – dort müssen zunehmend Verwundete behandelt werden. In einigen Krankenhäuser und Einrichtungen drohen die medizinischen Vorräte auszugehen. Ende des Monats kann das erste Team von Ärzte ohne Grenzen auch die Grenze zwischen Ägypten und Libyen passieren und erreicht die Stadt Bengasi in Libyen. Insgesamt werden in dieser ersten Phase acht Tonnen medizinisches Material, einschließlich Chirurgiematerial, nach Bengasi geliefert. Tausende Menschen fliehen aus Libyen in das benachbarte Tunesien.
Japan 2011
Giulio Di Sturco/ VII mentor
Minami Sanriku, Japan, 22.03.2011: März | Erdbeben und Tsunamis in Japan Ein Erdbeben der Stärke 8,9 und darauf folgende Tsunamis richten im Nordosten von Japan schwere Verwüstungen an. Das Team von Ärzte ohne Grenzen unterstützt die umfangreichen Hilfsmaßnahmen der japanischen Regierung. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Ärzte ohne Grenzen errichten mobile Kliniken in den abgelegenen Gegenden, die bisher nicht auf dem Landweg erreicht werden konnten. Später versorgt die Organisation vor allem chronisch Kranke in den Notunterkünften und Evakuierungszentren. Da der Bedarf an psychologischer Unterstützung groß ist, fokussiert Ärzte ohne Grenzen die Unterstützung auf Beratung und Behandlung traumatisierter Menschen, die Angehörige, Hab und Gut verloren haben.
Côte d’Ivoire (Elfenbeinküste) 2011
Gaël Turine/VU
Nimba County, Elfenbeinküste (Côte d'Ivoire), 11.03.2011: April | Côte d’Ivoire (Elfenbeinküste): Gefangen im Konflikt Die gewaltsamen Auseinandersetzungen in Côte d'Ivoire (Elfenbeinküste) haben sich zunehmend verschlimmert. Die Zivilbevölkerung leidet unter der anhaltenden Gewalt und den Kämpfen, eine medizinische und humanitäre Krise im Land ist die Folge. Besonders in den Wäldern nahe der Grenze zu Liberia leben die Menschen weiterhin unter dem Terror von Milizen und ihrer Vergeltungsschläge. Zehntausende Ivorerinnen und Ivorer sind deshalb nach Liberia geflohen. Die Teams von Ärzte ohne Grenzen leisten medizinische Hilfe und unterstützen Krankenhäuser an verschiedenen Orten des Landes und in Liberia. So arbeitet etwa ein Team von Ärzte ohne Grenzen im Abobo-Süd-Krankenhaus in Zusammenarbeit mit den Gesundheitsbehörden rund um die Uhr. Das Krankenhaus ist das einzige noch funktionierende Krankenhaus im Norden der Stadt.
Libyen 2011
Mattia Insolera
Lampedusa, Libyen, 19.04.2011: Mai | Medizinische Nothilfe in Libyen Ärzte ohne Grenzen verstärkt den Einsatz im schwer umkämpften Libyen. Die medizinische Nothilfe wird in Misrata und Sintan ausgebaut, die Hilfslieferungen für das Land werden verstärkt. Zwei Mal werden außerdem schwer verletzte Opfer der Kämpfe per Schiff von Misrata nach Tunesien evakuiert. In Folge der anhaltenden Konflikte fliehen immer noch zehntausende Menschen. Viele von ihnen treten die schwierige Reise per Schiff an und landen an den Küsten Italiens in Lampedusa. Ärzte ohne Grenzen kümmert sich um die medizinische Erstuntersuchung von Flüchtlingen und hat seit Februar fast 800 medizinische Konsultationen durchgeführt und mehr als 4.500 Decken verteilt sowie mehr als 2.500 Personen mit Hygieneartikeln versorgt.
Flager 2011
MSF
Österreich, Österreich, 29.09.2011: Juni | Ärzte ohne Grenzen unterwegs in Österreich Ärzte ohne Grenzen leistet seit 40 Jahren unabhängige humanitäre Hilfe in den Krisengebieten der Welt. Aus Anlass dieses Jahrestages besucht Ärzte ohne Grenzen verschiedene österreichische Städte, um sich mit einem vielfältigen Programm bei den vielen treuen Unterstützerinnen und Unterstützern zu bedanken. In Vorträgen, Kinovorführungen und Ausstellungen – etwa „Leben auf der Flucht“ – informieren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter über die Arbeit, die Ärzte ohne Grenzen weltweit leistet, aber auch über die Schwierigkeiten und Probleme der humanitären Hilfe.
Somalia 2011
Lynsey Addario/VII
Dadaab, 21.08.2011: Juli | Ernährungskrise in Somalia Die trockenste Periode seit langem und die seit zwei Jahrzehnten anhaltende Gewalt führen in Somalia zu einer Ernährungskrise ungeahnten Ausmaßes. Hunderttausende Menschen fliehen aus dem Land, um in den Nachbarländern Kenia und Äthiopien Hilfe zu suchen. Es fehlt ihnen an Nahrung und medizinischer Hilfe. Die Dürre führt zu hohen Getreidepreisen, zudem verendet ein großer Teil des Viehbestand in der Region. Durch den andauernden Konflikt haben humanitäre Organisationen in vielen Teilen des Landes keinen Zugang zur Bevölkerung. In den Programmen von Ärzte ohne Grenzen werden tausende medizinische Konsultationen täglich durchgeführt. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Ärzte ohne Grenzen behandeln in Notprogrammen in den Flüchtlingslagern in Kenia und Äthiopien und auch in Somalia selbst zehntausende schwer mangelernährte Kinder.
Kenia 2011
Brendan Bannon
Dadaab, Kenia, 21.07.2011: August | Humanitäre Krise im Flüchtlingslager Dadaab Die Lage der somalischen Flüchtlinge wird immer schlimmer. Viele von ihnen fliehen in die bereits überfüllten Lager in Dadaab im Nordosten Kenias. Im Juli und August beträgt die Gesamtzahl der Menschen in und um die Lager von Dadaab rund 400.000 Personen. Die drei Lager - Ifo, Hagadera und Dagahaley – waren ursprünglich dafür konzipiert insgesamt 90.000 Flüchtlinge aufzunehmen. Die meisten Neuankömmlinge müssen sich außerhalb der Lager niederlassen, wo sie keine ausreichende Hilfe erhalten und nicht nur um eine offizielle Registrierung, sondern auch um den Zugang zu Wasser, Nahrung und Unterkunft kämpfen müssen. Ärzte ohne Grenzen bietet medizinische Hilfe und behandelt etwa 10.000 unterernährte Personen in und um die Lager in Dadaab.
Swasiland 2011
Pierre-Yves Bernard/MSF
Swasiland, Swasiland, 20.08.2011: September | Swasiland: Behandlung von Tuberkulose In Swasiland leiden 1.250 von 100.00 Menschen an Tuberkulose. Die Krankheit ist zudem die häufigste Todesursache von HIV-Patientinnen und -Patienten. Nahezu acht Prozent der neuen Tuberkulosefälle sind einer resistenten Form zuzuschreiben. Damit wird die Behandlung der sogenannten medikamentenresistenten Tuberkulose eine wachsende Herausforderung in dem kleinen Land im südlichen Afrika. Deswegen eröffnet Ärzte ohne Grenzen im September 2011 ein neues Behandlungszentrum für medikamentenresistente Tuberkulose im Gesundheitszentrum von Nhlangano. Die Behandlung der medikamentenresistenten Tuberkulose verlangt den betroffenen Menschen einiges ab. Sie erhalten während sechs Monaten täglich Injektionen und müssen bis zu 18 Tabletten am Tag einnehmen. Die Nebenwirkungen sind zahlreich und erfordern die Einnahme von noch mehr Medikamenten.
Afghanistan 2011
Olof Blomqvist/MSF
Kundus, Afghanistan, 13.12.2011: Oktober | Chirurgische Klinik in Kundus eröffnet Ärzte ohne Grenzen eröffnet angesichts des andauernden Konflikts in Afghanistan eine chirurgische Klinik mit 55 Betten in der Provinz Kundus. In dem Krankenhaus werden Verletzte, die sich in Lebensgefahr befinden, operiert und nachbehandelt. Das neu eröffnete Krankenhaus ist die einzige chirurgische Klinik ihrer Art in Nord-Afghanistan. Sie verfügt über eine Notaufnahme, zwei Operationssäle und eine Intensivstation sowie über Röntgengeräte und ein medizinisches Labor.
Starved for Attention 2011
Antonin Kratochvil/VII
16.11.2009: November | „Starved For Attention“ Ärzte ohne Grenzen beendet die Kampagne „Starved For Attention“. Zusammen mit der renommierten New Yorker Agentur VII Photo hatte die Organisation 2010 die einzigartige Multimediakampagne gestartet. Ihr Ziel war es, die Geschichte der Ernährungskrise bei Kindern aus einer neuen Perspektive zu erzählen und gleichzeitig eine bessere Qualität der internationalen Nahrungsmittelhilfe zu erreichen. Mithilfe einer Petition wurden weltweit Unterschriften gesammelt. Die Menschen konnten damit die Forderung an Geberländer unterstützen, in den Krisengebieten der Welt auch für Kleinkinder geeignete Nahrungsmittel zu verteilen. Ärzte ohne Grenzen wird sich auch weiterhin für dieses wichtige Ziel einsetzen.
Welt-Aids-Tag 2011
Brendan Bannon
Epworth, Simbabwe, 13.10.2011: Dezember | Welt-Aids-Tag Ärzte ohne Grenzen warnt vor massiven Finanzproblemen bei der Behandlung von Menschen mit HIV/Aids. Die Geber des Globalen Fonds zur Bekämpfung von Aids, Tuberkulose und Malaria, müssen dringend die versprochenen Mittel bereitstellen, um auf die finanzielle Notlage des Fonds zu reagieren. Der Globale Fonds steckt in den größten finanziellen Problemen seiner Geschichte, weil Zusagen vieler Geber nicht eingehalten wurden, und sieht sich gezwungen, die elfte Zahlungsrunde für HIV/Aids-Programme zu streichen. Dadurch könnten die Bemühungen im Kampf gegen HIV/Aids weit zurück geworfen und bereits erzielte Erfolge zunichte gemacht werden. Österreich hat sich am internationalen Kampf gegen HIV/Aids in den vergangenen Jahren so gut wie gar nicht beteiligt.