Mali: Ärzte ohne Grenzen ruft zu Respekt vor Zivilbevölkerung auf

14.01.2013
Heftige Kämpfe und Luftangriffe
Mali 2012
Lynsey Addario/VII
Fassala, Mali, 18.07.2012: Ein Flüchtlingskonvoi in der Grenzstadt Fassala.

Wien/Bamako, 13. Jänner 2013. Nach den heftigen Kämpfen in Konna und den Luftangriffen in Léré, Douentza und Gao, fordert Ärzte ohne Grenzen/Médecins Sans Frontières (MSF) alle Konfliktparteien in Mali auf, die Zivilbevölkerung zu respektieren und medizinische Einrichtungen zu verschonen.

In Douentza, einem Ort nordöstlich von Mopti, gingen Sonntagmorgen die Luftangriffe wieder los. Ein medizinisches Team von Ärzte ohne Grenzen befindet sich derzeit im dortigen Krankenhaus, um die medizinischen Aktivitäten zu unterstützen.„Aufgrund der Luftangriffe und der Kämpfe traut sich niemand in der Stadt hinaus , und die Patienten kommen nicht ins Spital“ erklärt Rosa Crestani, Noteinsatz-Koordinatorin von Ärzte ohne Grenzen. „Wir sind besorgt über die Menschen, die in der Nähe der Kampfzonen leben und rufen alle Konfliktparteien auf, die Zivilbevölkerung zu respektieren und medizinische Einrichtungen nicht  anzugreifen.“ „In der Nacht von 10. auf 11. Jänner hat Ärzte ohne Grenzen mehrere Anrufe erhalten, in denen von zahlreichen Toten und Verwundeten auch  unter der Zivilbevölkerung in Konna berichtet wurde“ fügt Dr. Mego Terzian, Leiter des Noteinsatzes in Paris hinzu.

Viele vor Kämpfen geflohen

Ärzte ohne Grenzen hat bereits zwei Lastwägen mit medizinischem Material und Medikamenten ins Land gebracht und damit die medizinischen Einrichtungen in der Mopti-Region unterstützt. Viele Bewohner der Region Mopti scheinen vor den Kämpfen geflohen zu sein, viele Orte sind zu Geisterstädten geworden. Ärzte ohne Grenzen tut alles in seiner Macht stehende, um diese vertriebenen Menschen zu finden und ihnen mit mobilen Kliniken medizinische Hilfe anzubieten.Infolge der Luftangriffe in Lere, weiter im Norden, haben mehrere hundert Personen die mauretanische Grenze überquert. Die Teams von Ärzte ohne Grenzen in Mauretanien aktivierten darauf ihren Notfallplan und sind vor Ort, um den Menschen Hilfe zu leisten. „Rund 200 Flüchtlinge sind bereits per Auto oder Lastwagen in das Lager Fassala in Mauretanien gelangt“, erklärt Karl Nawezi, Programmverantwortlicher in Mauretanien. „Diese haben uns erzählt, dass zahlreiche weitere Flüchtlinge, die kein Fahrzeug gefunden haben, sich zu Fuß in Richtung Grenze aufgemacht haben.“

Hilfe auch in Timbuktu und Gao

Neben den medizinischen Aktivitäten in Mopti und Douentza ist Ärzte ohne Grenzen auch in den Regionen Timbuktu und Gao tätig. In Timbuktu arbeiten Teams der Organisation im Referenzkrankenhaus, wo sie infolge der Gefechte, die sieben Fahrstunden entfernt stattfinden, Dutzende Verwundete aufnahmen. Andere Teams sind in neun lokalen Gesundheitszentren in der Umgebung von Timbuktu tätig. Außerdem liefert Ärzte ohne Grenzen auch medizinisches Material und Medikamente, und die Teams bemühen sich, ihre medizinische und chirurgische Hilfe in der Nähe der Gefechte zu verstärken.Am vergangenen Wochenende waren auch die Städte Gao und Ansongo in der Region Gao von Luftangriffen betroffen. Ärzte ohne Grenzen leistet in der Notfallabteilung und bei der medizinischen Grundversorgung im Referenzspital Ansongo Unterstützung sowie in zwei Gesundheitszentren in dieser Region, wovon eines am Stadtrand von Gao liegt. Die Organisation betreibt außerdem mobile Kliniken.Seit mehreren Monaten arbeiten Teams von Ärzte ohne Grenzen in Mali in den Regionen Gao, Timbuktu und Douentza. Die geleistete Hilfe umfasst hauptsächlich chirurgische und medizinische Maßnahmen sowie Aktivitäten im Ernährungsbereich. Im Süden des Landes, in der Region Koutiala, betreibt Ärzte ohne Grenzen ein Ernährungsprogramm und hilft den malischen Flüchtlingen in den Nachbarländern Mauretanien, Niger und Burkina Faso.