Zugang zu Gesundheitsversorgung in Bahrain besorgniserregend

12.04.2012
Trotz eingeleiteter Reformen nach den Protesten in Bahrain im vergangenen Jahr trauen sich viele Patienten und Patientinnen aus Furcht vor Diskriminierung, Misshandlungen und Schikanen weiterhin nicht in die öffentlichen Krankenhäuser.

Trotz eingeleiteter Reformen nach den Protesten in Bahrain im vergangenen Jahr trauen sich viele Patienten und Patientinnen aus Furcht vor Diskriminierung, Misshandlungen und Schikanen weiterhin nicht in die öffentlichen Krankenhäuser, erklärt die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen. Dabei handelt es sich um Menschen aus allen politischen und religiösen Gruppen.

 

Teilnehmer von Demonstrationen meiden Krankenhäuser

 

Besonders eine ziemlich große Gruppe von Patienten, die während der politischen Demonstrationen zum Teil ernsthaft verletzt wurden, sucht aus Furcht vor Verhaftung in den Krankenhäusern Zuflucht in privaten Einrichtungen. Entsprechende Informationen hat Ärzte ohne Grenzen erhalten. An dieser Situation hat sich auch durch die Reformen der Regierung, die von der Unabhängigen Untersuchungskommission von Bahrain vorgeschlagen wurden, nichts geändert. „Das Gesundheitssystem in Bahrain, das eine hervorragende Qualität aufweist, hat noch immer damit zu kämpfen, dass es während der politischen Unruhen im vergangenen Jahr zwischen die Fronten geraten ist“, erklärt Bart Janssens, der Leiter der Projektabteilung von Ärzte ohne Grenzen in Brüssel. „Unser Team, das bis März in Bahrain präsent war, hat Kenntnis davon, dass seit vergangenem Sommer hunderte Patienten die öffentlichen Krankenhäuser meiden – gleichzeitig wurde ein Erste-Hilfe-Posten von Ärzte ohne Grenzen bereits im Juli 2011 geschlossen.“

 

Vertrauen in Gesundheitssystem wieder herstellen

 

Anfang März 2012 wurde Mitarbeitern von Ärzte ohne Grenzen die Einreise ins Königreich Bahrain verweigert. Deshalb musste der Einsatz ausgesetzt werden. „Wir sind überzeugt davon, dass wir die Bemühungen der Gesundheitsbehörden in Bahrain unterstützen könnten, das Vertrauen der Patienten wiederzugewinnen, die das Gesundheitssystem nicht als unparteilich ansehen“, sagt Janssens.

 

Dialog zum Wohl der Patienten mit Ärzte ohne Grenzen

 

Ärzte ohne Grenzen strebt an, einen Dialog zwischen Vertretern von Krankenhäusern und anderen Gesundheitseinrichtungen zu vermitteln. Die Organisation erklärt sich dazu bereit, Patienten in medizinische Einrichtungen zu begleiten, um zu überwachen, dass Ärzte, Patienten und das Sicherheitspersonal in Übereinstimmung mit der allgemein anerkannten medizinischen Ethik und den humanitären Prinzipien handeln. Ärzte ohne Grenzen kann auch Unterstützung bei der Notfallbereitschaft und bei psychosozialer Hilfe leisten. Ärzte ohne Grenzen hat nach dem Beginn der Unruhen in Bahrain im März 2011 damit begonnen, die Opfer von Gewalt zu unterstützen. Seither hat sich die Organisation um Gespräche mit den Behörden bemüht und versucht, wo immer möglich, medizinische Hilfe zu leisten, darunter Personaltrainings für das Management einer großen Anzahl von Verletzten und für psychosoziale Hilfe. Alle Aktivitäten wurden im Rahmen des medizinisch-humanitären Mandats der Organisation und anhand der Prinzipien der Unparteilichkeit, Neutralität und Unabhängigkeit durchgeführt. Während des vergangenen Jahres wurden mehrere Vorschläge der Organisation beim Gesundheitsministerium von Bahrain eingereicht und Besorgnis über die Lage geäußert – all dies blieb aber leider unbeantwortet. Ärzte ohne Grenzen erneuert den Antrag, die Erlaubnis zu bekommen, zum Wohle aller Patienten und Patientinnen und unabhängig von deren politischer und religiöser Zugehörigkeit in Bahrain aktiv zu werden. Die Organisation ist jederzeit bereit, in einen konstruktiven Dialog mit den Behörden – insbesondere mit dem Gesundheitsministerium – zu treten.