15.01.2024
Siham, Fatma, Alaa Aldin und Fuad haben eines gemeinsam: Sie sind aus Syrien geflohen und leben jetzt im Aufnahmezentrum Harmanli in Bulgarien. Hier erzählen sie ihre persönlichen Geschichten.

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Harmanli, 50 Kilometer von der türkischen Grenze entfernt, ist das größte Aufnahmezentrum in Bulgarien. Rund 1.500 Menschen leben dort auf engstem Raum in Unterkünften, die früher einmal Kasernen waren. Für viele von ihnen ist es ungewiss, was die Zukunft für sie bereithält.   

"Eines der größten Probleme ist die mangelnde Hygiene und die Tatsache, dass viele Menschen dadurch mit Krätze infiziert sind. Wenn eine Person im Raum Krätze hat, breitet sie sich schnell aus und es ist dann schwierig, die ganze Gruppe zu behandeln", berichtet Waltraud Geppert, medizinische Projektreferentin, über die Situation im Aufnahmezentrum 

Viele der Menschen sind durch ihre Flucht traumatisiert und haben keinen Zugang zu psychologischer Hilfe.   

Wir haben mit den Menschen hier über ihre Erfahrungen auf der Flucht und ihr Leben im Aufnahmezentrum gesprochen.

"Ich dachte, ich würde sterben"

Siham, ihr Mann und ihre 22-jährige Tochter Fatma sind gemeinsam aus Syrien geflohen. Sie haben Aleppo am 27. Juli 2023 verlassen. Seit drei Monaten befinden sie sich im Aufnahmezentrum in Harmanli in Bulgarien. Die Familie hat mehrmals versucht, die Grenze zu überqueren. Siham und Fatma haben uns von ihrer Flucht erzählt: 

"Es war wirklich schwierig, von der Türkei nach Bulgarien zu gelangen. Wir waren sechs Tage lang im Wald. Es hat viel geregnet und wir haben gefroren. Meine Mutter hat sich verletzt. Fünf Leute mussten sie stützen, damit sie weiterlaufen konnte.   

Der letzte Tag im Wald war besonders hart. Meine Mutter hatte so große Schmerzen. Ich hatte wirklich Angst um sie. Zum Glück trafen wir unterwegs andere Leute, die Schmerzmittel dabei hatten. Sie haben meiner Mutter ein wenig geholfen."   

Fatma 

"Ich war verängstigt und erschöpft. Ich dachte, ich würde sterben. Ich dachte nicht, dass ich mit meiner Verletzung im Wald überleben würde. Es war so anstrengend für mich, dass ich mich nicht mehr an alles erinnern kann, was auf unserer Flucht passiert ist. Meinem Bein geht es jetzt besser. Ich spüre es nur, wenn es kalt ist. Dann wird es blau."

Siham

Es ist mir egal, ob wir in Bulgarien bleiben oder in einem anderen europäischen Land leben. Hauptsache, es ist sicher.

Siham

"Ich bin hier, weil ich hier sein muss"

Alaa Aldin ist 24 Jahre alt und vor drei Monaten aus Syrien geflohen. Eigentlich wollte er Syrien nie verlassen, aber die Situation vor Ort hat ihm keine andere Wahl gelassen. Das Ziel von Alaa Adlin war Deutschland oder die Niederlande, weil er in beiden Ländern Verwandte hat - jetzt sitzt er wegen eines Autounfalls in Bulgarien fest.   

Das Leben hier im Lager ist schrecklich. Es ist schmutzig. Es gibt keine Regeln. Niemand kümmert sich um uns.

"Ich hatte eigentlich nicht vor, in Bulgarien zu bleiben, aber dann hatten wir diesen Unfall: Ich war mit anderen Geflüchteten in einem Auto. Wir hatten einen Unfall. Wir haben die Notrufnummer gewählt und die Grenzpolizei kam.   

Zwei von uns wurden dann ins Krankenhaus gebracht. Der Rest von uns musste fast zehn Stunden lang in der kalten Gefängniszelle warten. Dann brachten sie uns ins Aufnahmezentrum in Harmanli. 

Jetzt warte ich auf meinen Asylstatus, damit ich meine Verwandten in Deutschland oder in den Niederlanden besuchen kann. Mein Wunsch ist es, ein besseres Leben zu haben und in einem sicheren Land zu leben. Ich hoffe, dass Syrien eines Tages wieder zu dem Land wird, das es vor dem Krieg war. Wenn das passiert, werde ich auf jeden Fall dorthin zurückkehren."   

 Alaa Aldin

"Ich möchte einfach nur ein glückliches Leben führen"

Fuad lebt seit August im Aufnahmezentrum Harmanli. Er ist 26 Jahre alt, kommt aus Homs in Syrien und ist verzweifelt über die Bedingungen im Lager.   

Harmanli Reception Center
Saša Sretenović/MSF
Fuad ist es leid ständig auf der Flucht zu sein. Sein größter Wunsch: Ein glückliches Leben führen.

"Es ist gut, dass es hier sicher ist. Aber das ist das einzig Gute hier. Die hygienischen Bedingungen sind sehr schlecht. Viele der Gebäude und Räume sind kaputt und müssen dringend repariert werden. In den meisten Zimmern kann man nicht wirklich wohnen. Viele von uns haben nicht einmal eine Decke oder eine Matratze, auf der sie schlafen können. Es gibt keine Heizung, obwohl es eisig kalt ist."   

Ich bin es leid, ständig auf der Flucht zu sein, ich möchte einfach ein besseres Leben führen, so wie alle anderen. Ich möchte einfach ein glückliches Leben führen."    

Fuad

Wie wir in Bulgarien helfen

Wir haben unsere Arbeit im Harmanli-Aufnahmezentrum im Sommer 2023 aufgenommen. Unser Team bietet dort medizinische Grundversorgung und behandelt Patient:innen vor allem bei Hautkrankheiten, kleineren Wunden und Problemen des Bewegungsapparats. Außerdem bieten wir Gesundheitsaufklärung zu verschiedenen Themen an. Seit der Eröffnung unserer Klinik im Juli 2023 haben unsere Teams über 3.000 Gesundheitsberatungen durchgeführt.

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