Italien: Medizinische Versorgung und psychologische Unterstützung für Migranten in Lampedusa

08.04.2011
Nach dem schweren Bootsunglück behandelt Ärzte ohne Grenzen Überlebende
Italien 2011
Halimatou Amadou/MSF
Lampedusa, Italien, 12.03.2011: Ärzte ohne Grenzen verteilt Hilfsgüter an MigrantInnen.

Am Mittwoch halfen Ärzte ohne Grenzen und andere auf der Insel tätige Organisationen etwa 50 Überlebenden des Bootsunglückes vor der italienischen Insel Lampedusa. Die Opferzahl des Schiffbruchs wird auf 15 Tote geschätzt und die Küstenwache sucht noch immer nach etwa 150 bis 250 vermissten Migranten und Migrantinnen.

Kurz nach Ankunft der Überlebenden teilte das medizinische Team von Ärzte ohne Grenzen sie basierend auf dem Grad ihrer Verletzungen in Gruppen ein. „Wir wurden rechtzeitig über die Ankunft der Überlebenden informiert und trafen deswegen schnell am Hafen ein. Sie waren in einem guten gesundheitlichen Zustand, aber die meisten von ihnen litten an einem schweren Schock. Sie erhielten von uns Decken, um sie vor Unterkühlung zu schützen“, erzählt Angelina Perrli, Krankenschwester bei Ärzte ohne Grenzen. Sobald die Migranten in den Zentren waren, wurden medizinische Nachuntersuchungen durchgeführt. In den meisten Fällen litten die Betroffenen an Magen-Darm-Beschwerden, Lungenproblemen und Infektionen der Atemwege.

„Ich kämpfte, um zu überleben.“

Viele Menschen kommen weiterhin als Folge der schwierigen Bedingungen auf ihrer Reise in einem Zustand extremer Erschöpfung auf der Insel an. Ein junger Somali, der das Unglück überlebt hatte, erzählte: „Ich habe mich im Gesicht verletzt als Wasser in das Boot eindrang...ich kann schwimmen, aber zwei andere Passagiere hielten sich an mir fest, um nicht zu ertrinken...ich kämpfte, um zu überleben.“ Die Menschen, die gerettet wurden, erzählten dem Team auch, dass einige schwangere Frauen schon während der Reise starben.

„Während der vergangenen Woche haben die Teams von Ärzte ohne Grenzen mehr als 600 Migranten aus Libyen untersucht. Sie kommen hauptsächlich aus Subsahara-Afrika und fliehen vor Konflikten oder sehr schwierigen sozioökonomischen Bedingungen“, erklärt Aurélie Ponthieu, Ärzte ohne Grenzen-Expertin zum Thema Migration.

Psychologische Hilfe notwendig

Die Menschen, die die lange und beschwerliche Reise überlebt haben, brauchen psychologische Hilfe. Deswegen entschied sich Ärzte ohne Grenzen dafür, Migranten, die eine ungewisse Zukunft in den Lagern erwartet, auch psychologisch zu unterstützen.

Das Team von Ärzte ohne Grenzen besteht im Moment aus einem Koordinator, einem Arzt, einer Krankenschwester, zwei kulturellen Mediatoren, einem Logistiker und einer Psychologin. Ärzte ohne Grenzen kümmert sich um die Einteilung der Patienten und Patientinnen am Militärhafen ebenso wie um die medizinische Nachversorgung in den Auffang- und Internierungslagern der Insel. Außerdem evaluiert Ärzte ohne Grenzen die Lebensbedingungen der Migranten und Migrantinnen und deren Zugang zu medizinischer Hilfe in den italienischen Lagern.

Ärzte ohne Grenzen akzeptiert für die Arbeit in Italien keine staatlichen Gelder. Die Aktivitäten werden ausschließlich aus privaten Spenden finanziert.