„Jedes Team hat einen ‚Zauberkasten‘ dabei“

07.11.2017
Eine der derzeit schlimmsten humanitären Krisen findet in der Demokratischen Republik Kongo statt. Bis zu 400.000 Kinder sind von Mangelernährung bedroht. Krankenschwester Maria Blanco berichtet von den Herausforderungen mit denen unsere Teams in der Provinz Kasai konfrontiert sind.
Demokratische Republik Kongo: Krankenschwester Maria Blanci untersucht ein mangelernährtes Kind
Masanga Anai, Demokratische Republik Kongo, 28.11.2017: Krankenschwester Maria Blanco untersucht ein mangelernährtes Kind.

Die Provinz Kasai gehörte bis August 2016 zu den nicht umkämpften Regionen in der sonst vom Bürgerkrieg zerrütteten Demokratischen Republik Kongo. Sie hat sich jedoch nach wiederholten Gewaltausbrüchen in eine der weltweit schlimmsten humanitären Krisen gewandelt. Am schwersten betroffen sind die Menschen in ländlichen Gebieten, wo bis zu 400.000 Kinder von Mangelernährung bedroht sind. Viele Dörfer sind zerstört und man hat dutzende Massengräber gefunden. Das Gesundheitssystem ist zusammengebrochen. Ärzte ohne Grenzen versucht, die Lücken in der ländlichen Gesundheitsversorgung mit mobilen Teams zu schließen. Die Krankenschwester María Blanco, die die Einsätze von Ärzte ohne Grenzen leitet, berichtet von den Herausforderungen.

Ärzte ohne Grenzen entsendet mobile Teams, um die entlegensten und am schwersten zugänglichen Gemeinden in der Provinz Kasai zu erreichen. In den ländlichen Gegenden ist die medizinische Versorgung wegen der Gewalt im vergangenen Jahr zusammengebrochen. Wir wollen sie wieder in Gang bringen.

Unsere Teams reisen daher manchmal tagelang, um weit abgelegene Dörfer zu erreichen. Sie müssen vom Stützpunkt aus alles mitnehmen, was man brauchen könnte, um in unwegsamen Waldgebieten Hindernisse zu überwinden. Manchmal geht es über Flüsse und eingestürzte Brücken. Immer wieder müssen die Teams Baumstämme zersägen und Schlaglöcher in den Schotterpisten ausbessern, bevor die Fahrt weitergehen kann.

Verpflegung und Werkzeug, um eine Woche lang überleben zu können

Jedes Team hat auch einen ‚Zauberkasten‘ dabei. Darin befindet sich genug Verpflegung, um eine Woche lang überleben zu können. Er enthält außerdem alles Nötige für eine Übernachtung im Freien und Werkzeug.

Mit im Gepäck ist auch die notwendige medizinische Basis-Ausrüstung für die Behandlung von Malaria, Mangelernährung bei Kindern, Hautinfektionen und Durchfall. Solche Erkrankungen treten häufig in den Gemeinden auf, in die wir vordringen. Die Bewohner und Bewohnerinnen in den Dörfern haben seit langer Zeit keine ausreichende medizinische Versorgung erhalten. Sie sind auf unsere Hilfe angewiesen.

Viele Gesundheitszentren wurden völlig zerstört

Wir möchten die lokalen Gesundheitszentren wieder in Betrieb nehmen, jedoch sind viele geplündert oder völlig zerstört worden. Diejenigen, die noch stehen, brauchen ausreichend Medikamente, medizinische Ausrüstung und in manchen Fällen selbst Einrichtung wie Stühle und Tische.

Wichtig für jeden Einsatz ist vor allem, dass das Fahrzeug gut in Schuss und der Tank mit 160 Litern Benzin gefüllt ist. Nur dann kommt die Hilfe dort an, wo sie am dringendsten gebraucht wird. Üblicherweise reisen unsere Teams zur Sicherheit und um genügend Stauraum zu haben mit zwei Fahrzeugen. Ein Wagen ist größtenteils mit Vorräten gefüllt, im anderen fahren unsere Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen. Das Logo von Ärzte ohne Grenzen muss von weitem gut erkennbar sein, sowohl an den Fahrzeugen als auch an der Kleidung. Ist das Auto geladen und alles bereits kann es losgehen. Der mobile Einsatz beginnt.“