Zentralafrikanische Republik: Ein Jahr der Eskalation

28.03.2014
Mitarbeiter und Patienten berichten über die erlebten Gräueltaten
Bangui MSB4585 Pierre Terdjman Cosmos web
Pierre Terdjman/Cosmos
Bangui, Zentralafrikanische Republik, 02.01.2014: Ein Kind wird in die Klinik von Ärzte ohne Grenzen am Flughafen von Bangui gebracht. Ärzte ohne Grenzen ist die einzige Organisation vor Ort, die medizinische Hilfe für die 100.000 Vertriebenen anbietet.

Wien, am 28. März 2014 - Massaker, Tötungen, Folter, Vertreibungen und ein massiver Exodus - ein Jahr nach dem Staatsstreich in der Zentralafrikanischen Republik fasst die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen/Médecins Sans Frontières (MSF) in einem Bericht die Gräueltaten zusammen, die ihre Nothilfeteams miterlebt haben. In dem Bericht mit dem Titel "CAR: A year of continuing violence against civilians" legen Mitarbeiter und Patienten Zeugnis über die Ereignisse der vergangenen zwölf Monate ab, die dazu geführt haben, dass Hunderttausende fliehen mussten. Auch prangert Ärzte ohne Grenzen darin die unzureichende internationale Reaktion auf die humanitäre Krise an.

Am 24. März 2013 wurde die Hauptstadt Bangui durch Séléka-Rebellen eingenommen. In den zwölf Monaten, die seitdem vergangen sind, ist es zu einer politischen und militärischen Krise gekommen, die massive und tragische Auswirkungen auf die gesamte Bevölkerung hat. „Was derzeit in der Zentralafrikanischen Republik passiert, ist absolut schockierend. Wir sind es gewohnt, in gewalttätigen Situationen zu arbeiten; doch dieses Ausmaß der Gewalt haben sogar unsere erfahrensten Mitarbeiter nur selten erlebt“, sagt Marie-Noëlle Rodrigue, Leiterin der Einsätze von Ärzte ohne Grenzen und gerade zurück aus der Zentralafrikanischen Republik. 

 

Lage massiv verschlimmert - Exodus in Nachbarländer

 

In den vergangenen Monaten wurden Muslime, die eine Minderheit darstellen, gezwungen, in großen Zahlen in die Nachbarländer zu fliehen. Derzeit bekommen sie die Hauptlast des Konflikts zu spüren; doch sie sind nicht die einzigen, denn niemand bleibt von der Gewalt verschont. Doch obwohl sich die Situation ständig weiter verschlechtert, wird zu wenig unternommen, um den Menschen zu helfen. Ärzte ohne Grenzen wird die Aktivitäten deshalb noch weiter aufstocken. Die Zentralafrikanische Republik gehört für die Hilfsorganisation derzeit zu den bedeutendsten Einsatzgebieten.

„Schon vor dem Staatsstreich war die gesundheitliche Situation sehr schlecht, doch in den vergangenen zwölf Monaten hat sich die Lage noch weiter verschlimmert. Wir wissen, dass diese Krise noch einige Zeit anhalten wird. Dennoch sind immer noch nicht genügend von uns vor Ort, um den Menschen zu helfen“, betont Marie-Noëlle Rodrigue.

 

Seit Dezember mehr als 4.000 Verletzte behandelt

 

Seit der Eskalation der Gewalt im vergangenen Dezember hat Ärzte ohne Grenzen 4.000 Verletzte behandelt. Mehr als 2.200 Mitarbeiter arbeiten in den sechzehn Hilfsprogrammen, die Ärzte ohne Grenzen im gesamten Land betreibt. Die Organisation hat auch Nothilfeteams in den Tschad, nach Kamerun und in die Demokratischen Republik Kongo entsandt, um die knapp 300.000 zentralafrikanischen Flüchtlinge zu versorgen.