Die Gesundheitslage in der Demokratischen Republik Kongo spitzt sich zu. Krankenpflegerin Lisa Janin steht plötzlich vor ganz neuen Herausforderungen.

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Kommentar von Lisa Janin
27.05.2021

Lisa Janin ist Krankenpflegerin und war schon auf Einsätzen mit Ärzte ohne Grenzen im Südsudan und in Syrien. Zurzeit ist sie in der Demokratischen Republik Kongo. In dieser Blog-Reihe gibt sie Einblicke in ihren Alltag und berichtet von den Herausforderungen und den schönen Momenten vom Leben und der Arbeit im Hilfseinsatz:

Wie schon in meinem letzten Blog angekündigt, spitzt sich die Gesundheitslage in Salamabila schon bald nach Beginn meines Einsatzes zu. Wir haben einen Notfall. In einem der Gesundheitszentren ist die Zahl der unterernährten Kinder drastisch gestiegen.  

Die meisten Kinder kommen aus Dörfern, die rund 60 Kilometer von Salamabila entfernt sind.  

Wir fahren einmal pro Woche mit den Motorrädern vier bis fünf Stunden dorthin. Im Gepäck: jede Menge „Plumpy Nut“. Dabei handelt es sich um therapeutische Fertignahrung basierend auf Erdnusspaste und Vitaminen, die viele Kalorien enthält und unterernährten Kindern hilft, wieder zu Kräften zu kommen.  

Wir verbringen immer zwei Nächte vor Ort und trainieren ein lokales Team, das uns bei diesem Einsatz unterstützt. Das funktioniert recht gut, doch die Ursache der Unterernährung muss noch erforscht werden. Dazu müssen wir den Ernährungszustand erheben und dafür sind weitere Fortbildungen notwendig. Eine Herausforderung für mich – die sowas noch nie gemacht hat – und die Menschen vor Ort, die uns dabei unterstützen werden aber es gelingt.

Lisa Janin Motorrad
MSF
Auf Motorrädern fahren wir in die Dörfer. Anders wären diese nicht zu erreichen.

Es ist alarmierend, wie viele Kinder unterernährt sind!

Nach ungefähr drei Wochen haben wir das Ergebnis unserer Datenerhebung. Es ist alarmierend, wie viele Kinder unterernährt sind! Der Grund? Unter anderem, bekommen viele Kinder statt Muttermilch schon mit drei Monaten richtige Nahrung, die sie nicht verdauen können.  

Es ist noch viel zu tun. Doch wie sollen wir das schaffen? Zu alldem ist gerade eine Masernepidemie in Salamabila ausgebrochen. Beides auf einmal zu bekämpfen, schafft unser Team nicht.  

Kein Problem! Ein Notfallteam von Ärzte ohne Grenzen kommt uns zu Hilfe und übernimmt die Aktivitäten rund um Unterernährung. Ein bisschen wehmütig bin ich, denn ich mochte die Arbeit dort sehr. Doch so kann ich mich voll und ganz auf die Masernepidemie konzentrieren.  

Das wichtigste im Kampf gegen Epidemien: gute Zusammenarbeit!

Wie geht man eigentlich mit so einer Epidemie um? Auch für mich ist es das erste Mal, dass ich vor der Herausforderung stehe, eine Epidemie zu bekämpfen. Doch keine Panik, wir haben viele Protokolle, die genau erklären, was zu tun ist.  

Und auch hierfür bekommen wir Unterstützung vom Team in Bukavu: die medizinische Koordinatorin hat schon einmal eine Masernepidemie durchgeführt und gibt uns wichtige Tipps. Wir bekommen außerdem Unterstützung von unserem Partner, mit dem wir alle Aktivitäten abstimmen: dem kongolesischen Gesundheitsministerium.  

Demokratische Republik Kongo
Lisa Janin
Jetzt muss schnell gehandelt werden. Wir fahren in unsere Gesundheitszentren und machen und ein Bild von der Situation.

Zuerst vergrößern wir im Krankenhaus die Isolationsstation, damit infizierte Personen niemanden anstecken können. Das ist schnell gemacht.  

Danach vergewissern wir uns, dass alle Gesundheitszentren genug Medikamente zur Verfügung haben, um einfache Fälle dort zu behandeln. Auch das ist schnell gemacht. Jeden Tag fahren wir in anderes Zentrum, verteilen Medikamente und halten Fortbildungen.  

Doch dann kommt der wirklich herausfordernde Teil: die Planung der Impfkampagne. Wie das Team und ich das gemacht haben, das erzähle ich das nächste Mal. Eines haben wir aber schnell gelernt: es geht nicht ohne das Vertrauen der lokalen Bevölkerung.    


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