Für Krankenpflegerin Lisa Janin geht es an die Planung einer Masernimpfkampagne. Da gibt es einiges zu beachten. 30.000 Kinder sollen in 3 Wochen geimpft werden.
Kommentar von Lisa Janin
28.05.2021

Lisa Janin ist Krankenpflegerin und war schon auf Einsätzen mit Ärzte ohne Grenzen im Südsudan und in Syrien. Zurzeit ist sie in der Demokratischen Republik Kongo. In dieser Blog-Reihe gibt sie Einblicke in ihren Alltag und berichtet von den Herausforderungen und den schönen Momenten vom Leben und der Arbeit im Hilfseinsatz:

Wie ihr euch vielleicht noch von meinem letzten Blog erinnern könnt, steht in Salamabila gerade die Planung einer groß angelegten Impfkampagne an. Denn vor kurzem ist eine Masernepidemie ausgebrochen.  

Vor uns liegt also gerade die Herausforderung, die Impfkampagne zu planen und die lokale Bevölkerung darüber aufzuklären.  

Eine Impfkampagne planen

Dazu müssen wir in viele abgelegene Regionen fahren, mit den lokalen Politiker:innen und Verantwortlichen der Dörfer sprechen, Orte finden, wo die Impfungen durchgeführt werden können und Leute identifizieren, die uns dabei unterstützen können. Außerdem müssen wir die tatsächliche Zahl der Kinder zwischen sechs Monaten und 15 Jahren herausfinden - sie alle sollten nämlich dringend geimpft werden.  

Wir finden heraus, dass es ungefähr 30.000 Kinder sind.  

Jetzt muss Aufklärungs- und Überzeugungsarbeit geleistet werden. Auch hier in der Gegend wird das Impfthema, vor allem auch rund um COVID-19, heiß diskutiert und nicht alle Menschen stehen Impfungen offen gegenüber.  

Die Aufklärungsarbeit

Wir besuchen erneut alle Gesundheitszentren und die umliegenden Dörfer und erklären genau, was Ärzte ohne Grenzen vorhat und wie wichtig die Masernimpfungen für Kindern sind.  

Wir berichten auch im lokalen Radiosender darüber, um die Bevölkerung in Salamabila und der Umgebung aufzuklären. Hoffentlich lassen sich skeptische Eltern so umstimmen. Die Impfkampagne soll nämlich so schnell wie möglich stattfinden. 

Der Plan steht

Nach zwei Wochen ist die lokale Bevölkerung informiert und aufgeklärt, die Orte für die Impfungen sind gefunden, Menschen, die mitarbeiten, identifiziert, unsere Logistiker:innen haben das ganze Material organisiert (Tische, Stühle, eine funktionierende Kühlkette, Autos, Motorräder…). Die Apotheke ist ebenfalls bereit - Impfungen, Medikamente, Impfkarten und Notfallkits stehen zur Verfügung. Hoffentlich haben wir an alles gedacht!  

Ein Wochenende bleibt uns noch, bevor es richtig los geht. Die Zeit nützen wir, um eine letzte Fortbildung durchzuführen und die Vorbereitungen zu überprüfen.  

Die Impfkampagne soll drei Wochen dauern.  Ich habe das Gefühl, es wird eine anstrengende Zeit. Die Vorbereitungen waren schon recht intensiv. Trotzdem freut sich das ganze Team, dass es Montag endlich los geht. Selten habe ich unsere Arbeit als so nützlich empfunden. 

Lisa Janin Masern
MSF
30.000 Kinder sollen in den nächsten drei Wochen geimpft werden.

Irre, wie die Zeit vergeht!

Ich kann es kaum glauben, dass ich schon seit zwei Monaten hier bin. Es ist körperlich und geistig sehr anstrengend. Ich habe nicht das Gefühl, dass ich mich während des Einsatzes auch nur eine Minute langweilen werde.  

Ich bin gespannt, was als nächstes auf mich zukommt. Zum Glück sind meine Kolleg:innen alle super nett und eine große Hilfe.  

Auch die internationalen Kolleg:innen, mit denen ich zusammenwohne. Wir arbeiten und halten alle zusammen. Wir sind zehn Personen im Haus und kommen von überall auf der Welt (Kanada, Spanien, Guinea, Frankreich, Kamerun, Argentinien…). Eine tolle Mischung! Gerne sitzen wir am Abend zusammen und versuchen nicht über die Arbeit zu reden, lachen und trinken gern mal ein Bier. Sie helfen mir dabei, die schwierigen Sachen zu verarbeiten und die Arbeit wieder zu genießen, sollte ich mal einen schweren Tag hinter mir haben.  

Ich fühle mich hier richtig wohl und genieße, egal wie hart, jeden Tag meines Aufenthaltes in Salamabila.