13.02.2023
Nach dem schweren Erdbeben in Syrien ist der Hilfsbedarf riesig. Schon davor war die humanitäre Lage katastrophal. Ärzte ohne Grenzen ist seit über zehn Jahren vor Ort, auch jetzt.

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Nach zwölf Jahren des Bürgerkriegs befindet sich Syrien in einer der schwersten humanitären Krisen weltweit. Insbesondere im Nordwesten Syriens sind viele Menschen von humanitärer Hilfe abhängig. Das waren sie auch schon vor dem schweren Erdbeben am 6. Februar 2023.

Marcus Bachmann

Schon unter normalen Umständen wurden die Grundbedürfnisse der Menschen im Nordwesten von Syrien kaum erfüllt. Jetzt sind sie von diesem schweren Erdbeben betroffen und es fehlt an allem.

Marcus Bachmann, Humanitärer Berater Ärzte ohne Grenzen

Wir sind seit über zehn Jahren in den Provinzen Idlib und Aleppo tätig und behandeln Menschen, die medizinische Hilfe brauchen. Auch jetzt.

Hilfslieferungen dringend benötigt

Ein Ärzte ohne Grenzen-Konvoi von 14 Lastwägen ist am 19. Februar aus der Türkei kommend über den Grenzübergang Hammam in den Nordwesten Syriens eingereist. Geladen haben die LKWs insgesamt 1.296 Zelte für Familien, die durch das Erdbeben obdachlos geworden sind, sowie 1.296 Wintersets, um die Zelte gegen die Kälte zu isolieren. Weitere Hilfslieferungen sollen bald folgen. 

Unsere Teams vor Ort sehen die Not der Menschen und den enormen Bedarf an humanitärer Hilfe nach dem Erdbeben. Die internationale Hilfe muss dringend aufgestockt werden, um dem Ausmaß der humanitären Katastrophe gerecht zu werden. 

"Wir haben unsere Notvorräte in drei Tagen geleert und fast 12 Tonnen an medizinischer Ausrüstung an Krankenhäuser gespendet. Unsere Teams haben die Gesundheitseinrichtungen in der Region bis zur Erschöpfung unterstützt. Aber wir haben keine Hilfe von außen gesehen. Die Hilfe kommt im Moment in verschwindend geringen Mengen."

- Hakim Khaldi, Einsatzleiter in Syrien

Schnelle Hilfe entscheidend

Wir sind seit 2009 im Nordwesten Syriens. Unsere rund 450 Mitarbeiter:innen, die bereits in den Provinzen Idlib und Aleppo vor Ort waren, haben direkt nach dem Erdbeben damit begonnen Patient:innen zu versorgen.

In unseren ...

  • 7 Krankenhäusern
  • 12 Gesundheitszentren 
  • 11 mobilen Kliniken

... sind unsere Teams rund um die Uhr im Einsatz. 

Eine unserer Gesundheitseinrichtungen war so stark beschädigt, dass sie unbrauchbar war, zwei Entbindungskliniken mussten evakuiert werden. 

Auch hier kamen unsere Notfallprotokolle zum Einsatz. Die Versorgung der Patient:innen und die Verlegung in noch funktionierende Kliniken muss gut und schnell funktionieren. Nur so kann die durchgehende medizinische Versorgung sichergestellt werden. 
 

Auf Erdbeben in Syrien vorbereitet

In allen unseren Einsatzländern bereiten wir uns auf Katastrophenszenarios vor. Unsere Teams erstellen Notfallpläne und üben für den Ernstfall. 

In einem bekannten Erdbebengebiet wie Nordwest-Syrien waren wir auch auf dieses Szenario vorbereitet und hatten daher auch Lager mit medizinischen und logistischen Hilfsgütern in der Region angelegt. Dazu zählen Narkose-, Trauma- und Wundversorgungs- sowie Amputations-Kits und andere essenzielle Güter. 

So konnten wir direkt nach dem Erdbeben 23 Krankenhäuser beliefern, noch bevor die Lage unübersichtlich wurde und Straßen komplett blockiert waren.
 

Unsere Hilfe in Bildern

Cholera-Epidemie schon vor Erdbeben

Schon vor dem Erdbeben in Syrien war die humanitäre Situation im Nordwesten des Landes katastrophal. 4,5 Millionen Menschen leben in der Gegend, drei Millionen davon in Vertriebenenlagern. 

In den Wochen vor dem Erdbeben waren unsere Teams mit der Bekämpfung einer massiven Cholera-Epidemie im Nordwesten von Syrien beschäftigt. Es war die schwerste, die in der Region je dokumentiert wurde. 
 

Wie es jetzt weitergeht

Sieben Tage nach dem Erdbeben lassen sich die Folgen in ihrer ganzen Dimension noch nicht abschätzen - auch unsere Teams vor Ort können das noch nicht. Aber man muss davon ausgehen, dass der Hilfsbedarf im Erdbebengebiet riesig ist. 

Es fehlt den Menschen an allem – an Lebensmitteln, sauberem Trinkwasser, Unterkünften, Brennmaterial, medizinischer Versorgung, psychologischer Betreuung. 

Wir bleiben vor Ort und führen unsere Arbeit fort. 
 

Epidemien, Konflikte, Naturkatastrophen - wir helfen in über 70 Ländern weltweit.

IHRE SPENDE SICHERT MEDIZINISCHE HILFE.

Hinweis: Damit wir im Falle einer Katastrophe so rasch als möglich einsatzbereit sind, halten wir bei Ärzte ohne Grenzen stets Gelder bereit, die keinen vorbestimmten Zweck haben. Wenn viele Menschen umgehend Hilfe benötigen, können wir auf diese Ressourcen zurückgreifen. Daher bitten wir unsere Unterstützer:innen um zweckungebundene Spenden - denn sie ermöglichen unseren Teams unbürokratisch und vor allem zeitnah Hilfe zu leisten.