Update vom 10.01.22
Dem Grenzübergang Bab Al-Hawa, über den der Nordwesten Syriens mit humanitärer Hilfe versorgt wird, drohte die Schließung. Das wäre eine Gefahr für die Gesundheit und das Leben von Millionen von Menschen. Nun wurde im UN Sicherheitsrat abgestimmt.
Nachdem Ärzte ohne Grenzen den Sicherheitsrat der Vereinten Nationen dazu aufgerufen hatte, die Resolution zum syrischen Grenzübergang (UNSCR 2642) für weitere 12 Monate zu verlängern, bleibt die Grenze vorerst offen, allerdings vorerst nur für sechs Monate. Das ist ein wichtiger Schritt, denn nur so kann weiterhin humanitäre Hilfe in Norwest-Syrien geleistet werden.
![MAP UN border-crossings in Syria [English]](/sites/default/files/styles/media_standard_large/public/MSB128454.jpg?itok=lcCyBPqN)
Nach Abstimmung: Grenze bleibt offen
Francisco Otero y Villar, Einsatzleiter in Syrien, kommentiert die jüngste Entscheidung des UN Sicherheitsrats, die grenzüberschreitende Resolution für Nordwestsyrien zu verlängern:
"Die Entscheidung des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen, die grenzüberschreitende Resolution zu verlängern und Bab Al-Hawa offen zu halten, ist ein wichtiger Schritt. Er verhindert eine plötzliche Unterbrechung der Hilfslieferungen für die 2,4 Millionen Menschen, die im Nordwesten Syriens jeden Monat auf diese Hilfe angewiesen sind.
Eine Verlängerung um nur sechs Monate ist jedoch unzureichend und gibt Anlass zur Sorge. Diese kurzfristige Verlängerung der grenzüberschreitenden Resolution des UN-Sicherheitsrats hat bereits im vergangenen Jahr zu Lücken für die im Nordwesten Syriens tätigen Organisationen geführt. Sie können dadurch nicht an langfristigen Projekten und Lösungen arbeiten, um auf die humanitären Bedürfnisse der Menschen zu reagieren."
Wir fordern weiterhin Unterstützung, um den wachsenden Bedarf im Nordwesten Syriens zu decken, sowie Maßnahmen, um die Nachhaltigkeit der humanitären Hilfe zu gewährleisten.
4,4 Millionen Syrer:innen von Hilfe abhängig
Bab Al-Hawa ist der derzeit einzig offene Grenzübergang zwischen der Türkei und dem Nordwesten von Syrien. Für 4,4 Millionen Menschen, die in dieser syrischen Region leben, sind grenzüberschreitenden Hilfsaktionen überlebenskritisch, da es momentan keine Alternative zu den Hilfslieferungen gibt. 2,4 Millionen Menschen profitieren jedes Monat direkt von dieser Hilfe.

Der Bedarf an humanitärem Einsatz und medizinischer Unterstützung im Nordwesten Syriens übersteigt nach 12 Kriegsjahren die derzeitigen Lieferfähigkeiten der humanitären Hilfsorganisationen vor Ort – auch wenn der Grenzübergang bleibt.
Aufgrund der anddauernden Wirtschaftskrise, den Kampfhandlungen sowie der allgemein zurückgegangenen Spenden in den vergangenen Jahren sind die Kapazitäten der Organisationen um Bedürfnisse zu decken, eingeschränkt.
Die jüngste Zuspitzung der Krise kommt durch einen Cholera-Ausbruch im September zustande, der sich derzeit in ganz Syrien ausbreitet und die Leben von Tausenden Menschen bedroht. Sollten die Kampfhandlungen im Norden Syriens eskalieren, würde dies einen weiteren Zustrom von intern Vertriebenen im Nordwesten des Landes führen und die Situation weiter verschärfen.
Nachhaltige Lösungen sind gefragt
Der UN Sicherheitsrat hat die Resolution erst vor sechs Monaten verlängert. Der Verlängerung waren mehrere Diskussionsrunden voraus gegangen, nachdem Russland ein Veto gegen eine einjährige Verlängerung eingelegt hatte.
Bedauerlicherweise wurde diese entscheidende Abstimmung damit ein Werkzeug politischer Verhandlung.
Die erneute Verlängerung der grenzüberschreitenden Resolution um sechs Monate ist ein Schritt in die richtige Richtung. Allerdings braucht es langfristige, nachhaltige Lösungen, um die humanitäre Hilfe vor Ort fortführen zu können.

Auch weiterhin gilt:
Die unparteiische medizinische Versorgung muss überall dort gewährleistet sein, wo sie benötigt wird. Es gibt keine andere Wahl. Bab Al-Hawa muss geöffnet bleiben.