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Die aktuelle Situation in Libyen
Am 10. September 2023 hat der Wirbelsturm Daniel den Osten Libyens schwer getroffen und starke Überschwemmungen in der Region verursacht. Insbesondere die Stadt Derna ist betroffen, dort sind nachts infolge der Fluten zwei Dämme gebrochen. Die Katastrophe hat Tausende Menschenleben gefordert, viele werden weiterhin vermisst.
Abgestimmt mit dem libyschen Gesundheitsministerium starten wir nach einer abgeschlossenen Evaluierungsphase unsere Hilfe vor Ort in Derna und Susah. Medizinische Hilfsgüter und unsere Teams sind auf dem Weg, um...
- ...zwei Primärversorgungszentren in Derna zu unterstützen,
- ...mit mobilen Kliniken durch die Fluten Vertriebene und die Menschen in Derna medizinisch zu versorgen,
- ...Betroffene in Derna und Susah psychologisch zu betreuen und
- ...eine Bewertung der Wasser- und Sanitärsysteme durchzuführen.
Timeline
20. September
Unser Team hat die Bewertung des medizinischen und humanitären Bedarfs abgeschlossen. Alle Vorbereitungen laufen, um unsere Einsätze in Derna und Susah zu starten. Unser dem libyschen Gesundheitsministerium vorgelegte Vorschlag wurde genehmigt. Medizinische Hilfsgüter und unsere Teams sind auf dem Weg, um...
- ...zwei Primärversorgungszentren in Derna zu unterstützen,
- ...mit mobilen Kliniken durch die Fluten Vertriebene und die Menschen in Derna medizinisch zu versorgen,
- ...Betroffene in Derna und Susah psychologisch zu betreuen und
- ...eine Bewertung der Wasser- und Sanitärsysteme durchzuführen.
18. September
Was unsere Teams vor Ort in Derna sehen:
14. September
Eines unserer Teams ist gestern Abend aus Misrata in Tobruk im Osten Libyens eingetroffen und soll heute auf dem Landweg Derna erreichen. Die Bedingungen sind schwierig, da Derna durch die Überschwemmungen in zwei Teile, Ost und West, geteilt wurde. Bisher sind wir in den von den Überschwemmungen betroffenen Gebieten Libyens nicht aktiv gewesen. Wir stehen in engem Kontakt mit dem Libyschen Roten Halbmond, der im Moment wichtigste Hilfsorganisation in Derna, und werden dringend benötigte Hilfsgüter spenden: 400 Leichensäcke für die Verstorbenen, 200 medizinische Kits für die Behandlung der Verwundeten (Verbandskästen: Desinfektionsmittel, Kompressen, Nahtmaterial, Bandagen...) und Kits für die Versorgung von 250 Patient:innen (Handschuhe, Antibiotika, Verbandsmaterial, chirurgische Masken, ...).
Nach unseren Informationen und Beobachtungen ist die Solidarität der Menschen untereinander vor Ort groß. Wir gehen davon aus, dass medizinische Einrichtungen beschädigt wurden und der Zugang zu medizinischer Versorgung für die vor Ort wiederhergestellt werden muss. Nach ersten Schätzungen wurden 30.000 Menschen durch die Fluten vertrieben.
10. September
Der Wirbelsturm Daniel trifft den Osten Libyens schwer und verursacht starke Überschwemmungen in der Region. In der Stadt Derna brechen infolge der Fluten zwei Dämme. Die Katastrophe fordert Tausende Menschenleben, viele werden weiterhin vermisst.
Wie wir bis jetzt in Libyen helfen
Im Westen Libyens leisten wir medizinische und psychologische Unterstützung für Migrant:innen, Geflüchtete und Asylsuchende in Haftanstalten, in denen viele willkürlich festgehalten werden und Machtmissbrauch erleben. Zusätzlich bieten wir Geflüchteten und Migrant:innen in Zuwara medizinische und soziale Unterstützung an und versorgen Überlebende von Folter und Menschenhandel in Bani Walid. In Misrata betreuen wir weiterhin ein Tuberkulose-Projekt.
Migration in Libyen
Die Situation für Migrant:innen in Libyen ist katastrophal. Hunderttausende von ihnen kommen auf der Suche nach Arbeit dorthin, um ihre Familie in ihren Herkunftsländern finanziell zu unterstützen. Eine Minderheit versucht von Libyen aus, sich auf den Weg über das Mittelmeer nach Europa zu machen.
Die Migrant:innen in Libyen gelten per Gesetz als illegale Einwander:innen und somit als Straftäter:innen. Sowohl die Einreise in das Land als auch die Absicht, es wieder zu verlassen, gelten als Inhaftierungsgrund. Bewaffnete Gruppen und Menschenschmuggler:innen nehmen regelmäßig Geflüchtete fest und verschleppen sie in Internierungslager. Die Lage in den Gefängnissen ist dramatisch. Folter und gewaltsame Erpressung gehören zur Tagesordnung. Die Inhaftierten müssen für ihre Freilassung bezahlen, oft setzen die Lagerbetreiber auch ihre Familien unter Druck oder verkaufen die Migrant:innen als Arbeitskraft.
Unsere Mitarbeiter:innen dürfen die wenigen offiziellen Haftanstalten in der Hauptstadt Tripolis nur unregelmäßig aufsuchen. Viele Menschen in den Haftanstalten sind mangelernährt, sie haben keine Betten und zu wenig Toiletten, die noch dazu verschmutzt sind. Unter schwierigen Bedingungen versuchen unsere Teams dort, wenigstens eine medizinische Grundversorgung und psychosoziale Hilfe sicherzustellen. Die meisten Geflüchteten befinden sich jedoch in inoffiziellen Haftanstalten. Unsere Teams behandeln Menschen, die aus der Gefangenschaft entkommen konnten und bieten Überlebenden von Folter und Menschenhandel psychologische Unterstützung an. Trotzdem können wir selbst bei Menschen mit schwersten physischen oder psychischen Erkrankungen oft keine kontinuierliche medizinische Versorgung sichergestellt werden.
Nach Libyen einreisende Migrant:innen versuchen oft von dort aus, das zentrale Mittelmeer zu überqueren. Unser Team auf dem Rettungsschiff Geo Barents wird regelmäßig Zeuge davon, wie die libysche Küstenwache Geflüchtete aus internationalen Gewässern völkerrechtswidrig zurück nach Libyen drängt. Dabei kommt es häufig zu riskanten Manövern, die die Menschen auf hoher See in Gefahr bringen. Gewaltsam werden die Migrant:innen dann zurück nach Libyen verschleppt. Dieser Praxis liegen Migrationsabkommen der EU und Italien zugrunde, die eine massive finanzielle Unterstützung der libyschen Küstenwache vorsehen. Wir fordern deshalb, dass die europäische Unterstützung illegaler Rückführungen Geflüchteter nach Libyen beendet wird und setzen uns für die Schaffung legaler und sicherer Fluchtwege nach Europa ein. Um nach Libyen zurückgedrängte Geflüchtete zu unterstützen, bieten unsere Mitarbeiter:innen in Libyen außerdem medizinische Versorgung an zwei Ausschiffungspunkten an.
2011
Beginn der Arbeit
11,5
Mio. EUR
Ausgaben (Vorjahr)
222
Einsatzkräfte