Ausweitung der medizinischen Hilfe im Westen Libyens

Erkundungsteam in das Gebiet um die Front südlich von Sawija entsandt; Vorbereitungen für Einsatz in Tripolis
23.08.2011
Libyen 2011
Eddy McCall/MSF
Libyen, 05.07.2011: Von den Kämpfen zerstörte Gebäude in der libyschen Stadt Misrata

Im Krankenhaus in Jafran südwestlich von Tripolis, das von Ärzte ohne Grenzen unterstützt wird, wurden in den vergangenen Tagen deutlich mehr Verwundete eingeliefert. Ärzte ohne Grenzen hat daraufhin ein Erkundungsteam in das Gebiet um die Front südlich von Sawija geschickt. Am Montag ist ein weiteres Team der Organisation nach Sawija gereist, um das Krankenhaus dort zu unterstützen, in das ebenfalls viele Verwundete gebracht werden.

Engpässe an medizinischem Material und an Personal

In Krankenhäusern in Tripolis und Umgebung gibt es ernste Engpässe an medizinischem Material und an Personal. „Einigen Krankenhäusern sind lebensrettende Medikamente und medizinisches Material für Operationen ausgegangen. Es gibt Probleme mit der Stromversorgung und zu wenig Treibstoff für Krankenwagen und wichtige Geräte“, erklärt der Nothilfekoordinator Jonathan Whittal. „Die Kämpfe in der Stadt erhöhen den Druck auf die medizinischen Einrichtungen, in denen die Situation zuvor schon angespannt war.“ Whittal befindet sich seit Anfang August in der libyschen Hauptstadt.

Ärzte ohne Grenzen bereitet sich darauf vor, weitere Mitarbeiter und lebensrettende medizinische Hilfsgüter aus Materiallagern in Tunesien und Malta nach Libyen zu entsenden, um die Krankenhäuser in Tripolis zu unterstützen, sobald es die Sicherheitslage zulässt.

Einsatz auch in Misrata, Bengasi, Slitan und Jafran

Zudem ist Ärzte ohne Grenzen weiterhin in verschiedenen Teilen Libyens im Einsatz: In Misrata unterstützen die Teams die medizinischen Strukturen seit April 2011 mit dem Schwerpunkt Traumatologie, Gynäkologie und Geburtshilfe. In den Gefängnissen von Misrata bieten die Teams nebst der medizinischen Versorgung der Gefangenen auch ein Programm für mentale Gesundheit an. In Bengasi unterstützt Ärzte ohne Grenzen medizinische Mitarbeiter sowie Patienten mit psychologischer Hilfe. Aus Slitan, wo Ende Woche heftige Kämpfe stattgefunden haben, wurden Verwundete ins Krankenhaus von Misrata eingewiesen. Hier klärt Ärzte ohne Grenzen zurzeit die medizinischen Bedürfnisse ab. Die Organisation unterstützt zudem Krankenhäuser in Jafran mit dem Schwerpunkt Chirurgie und postoperative Pflege und bietet der Bevölkerung von Sintan ebenfalls psychologische Unterstützung an.

Ärzte ohne Grenzen ist seit dem 25. Februar 2011 in Libyen im Einsatz. Um die Unabhängigkeit ihrer Arbeit zu gewährleisten, verwendet die Organisation für ihre Aktivitäten in Libyen ausschließlich private Spenden. Es werden keinerlei Gelder von Regierungen, Spendenagenturen oder von militärischen oder politischen Gruppierungen angenommen. Zurzeit besteht das Team in Libyen aus 44 libyschen Angestellten und 30 internationalen Mitarbeitern.